Freitag, 16. Oktober 2020

Gedanken-Brösel: Depressionen?

Man spricht im Herbst ja gern und oft von Depressionen. Die Tage werden dunkler, kälter und gefühlt kürzer, das schöne Sonnenlicht ist verschwunden. Aber man sollte deshalb nicht in Depressionen verfallen, auch wenn man beim Nachrichten schauen (die Corona-Zahlen gehen hoch...) schon das Gruseln bekommen kann. Und was nun, liebe Welt? Die ersten Fußballspiele werden wieder abgesagt (zum Beispiel morgen bei meinem Lieblingsverein). Und irgendwie habe ich das komische Gefühl, dass nächste Woche die Gaststätten wieder schließen. Ein kleines Indiz wäre, dass Soforthilfen für Gastronomen gleich freigegeben wurden, obwohl sie meinen, das wären nur Tropfen auf den heißen Stein. 

 

Sicherlich müssen wir vorsichtig sein, und natürlich sollten wir die Maßnahmen auch ernst nehmen. Aber einige Dinge sind wohl schwer zu verstehen: Was soll dieses Beherbergungsverbot mitten in den Ferien? Und warum gibt es diese Verbote immer kurz vor oder in den Ferien? Das ist schwer nachvollziehbar. Bei der ersten Welle galten die älteren Menschen als besonders gefährdet. Aber viele von ihnen fahren nicht so viel in den Urlaub, zumindest nicht direkt in der Ferienzeit. Jetzt heißt es wieder, das Partyvolk auf den Wiesen, welches unkontrolliert Alkohol trinkt, wäre schuld an den hohen Zahlen. Das klingt ja so, als wären wir ein Volk von Säufern. Was soll das also? 

 

Richtigerweise sagte der Chef vom Gesundheitsamt Köln: Maske aufsetzen und Hände waschen sind in Köln genauso wichtig wie in Flensburg oder Hamburg. Dafür braucht man aber kein Beherbergungsverbot mit so vielen Ausnahmen, das ist dann lächerlich. Wie soll man jemanden, der von Brandenburg nach Berlin pendelt, um dort den ganzen Tag zu arbeiten, erklären, dass er keinen Besuch aus dem Risikogebiet Berlin bekommen darf? Schiffsreisende sind ausgenommen, Geschäftsreisende auch. Das Virus sagt wohl: Oh, ein Mensch auf Dienstreise, da gehe ich nicht hin – das ist doch Unfug. Es stimmt schon, eine Einheitlichkeit wäre schön. Wenn ich sowas höre wie Ausgangsverbot, Sperrstunde – meine Güte, wo leben wir denn? Im ganzen Sommer hat das kein Schwein interessiert. Als die Ferien zu Ende gingen, konnten die Leute wieder fliegen, Zugfahrten unternehmen, (fast) überall hinreisen. Und jetzt, da wieder Ferien sind, darf man das wieder nicht? Da brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn manche Menschen auf Verschwörungstheorien kommen, man würde von oben durchgeimpft usw. und große Zweifel hegen. Ich persönlich halte das allerdings für Quatsch.

 

Also bitte, liebe Gesundheitsminister, Kanzlerin, Landesfürsten, sorgen Sie bitte für etwas mehr Einheitlichkeit in der Sache. Mit einem Flickenteppich ist niemandem geholfen. Entweder alle Menschen können überall hinfahren, oder keiner fährt weg. Entweder Masken für alle, oder man lässt es für alle bleiben. Und sorgt einfach dafür, dass die Leute diese sogenannten A-H-A-Regeln einhalten. Es ist schwer zu verstehen, dass zum Beispiel zu Hertha 5.000 Zuschauer ins Stadion dürfen, aber nachts im Freien nur noch 5 Personen zusammenstehen dürfen. Brot und Spiele für das Volk, möchte man meinen, um den Dampf aus den Kesseln zu lassen.

 

Wir sollten über allen diesen Dingen nicht vergessen, dass es noch ganz viele andere Sachen gibt. Heute ist Welthungerhilfetag. Ein Wissenschaftler aus der Schweiz meinte, es gäbe so viele Nahrungsmittel auf der Welt, diese würden für 13,8 Milliarden Menschen reichen. Also für fast doppelt so viele Menschen, wie da sind – es müsste niemand mehr hungern. Nahrung dürfte wirklich kein Spekulationsmittel sein. Ein anderer Verteilungsschlüssel müsste angesetzt werden. Das sind Dinge, mit denen man nicht spekulieren sollte. Auch ohne Virus sollten wir uns darum kümmern, dass es für alle Menschen genug zu essen gibt und ein menschenwürdiges Leben möglich ist. Alle 10 Sekunden stirbt weltweit ein Kind unter 5 Jahren an den Folgen von Hunger, sowas soll und darf nicht sein! Und wenn jetzt alle Menschen so tun und über die Menschlichkeit reden, dann sollten wir auch dabeibleiben. Es gibt nur eine Welt, und wir alle haben ein Recht, darauf zu leben, kein Mensch sollte um sein Leben fürchten. Und der eine oder andere Typ aus dieser hohen Bankenwelt sollte schon mal darüber nachdenken, was ist eigentlich Geld, was macht es mit uns, warum wird soviel spekuliert. Warum müssen einige wenige Menschen so viel Geld haben, und warum haben andere Menschen so wenig? Über der Corona-Keule dürfen wir nicht vergessen, dass es auf der Welt Hunger gibt, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken oder in Griechenland in Lagern hausen. All das wird im Moment – so finde ich – unter den Teppich gekehrt, das ist wirklich schlecht. So schlimm und fatal Corona auch ist, wir können das andere Geschehen nicht vergessen. Ich denke, uns Menschen steht Menschlichkeit gut zu Gesicht.

 

In diesem Sinne: Bleibt gesund, hinterfragt einige Sachen kritisch, geht nicht irgendwelchen Verschwörern auf den Leim und lasst Euch nicht vom Virus einfangen. Her mit dem schönen Leben!