Freitag, 28. Mai 2021

Gedanken-Brösel: Aufregen

Es gibt Tage, da kann man sich ja nur aufregen, so oft, da könnten die Halsschlagadern heraustreten, so dass man darauf Kontrabass spielen könnte. Kleine Beispiele: 

Da gibt es einen Fußball-Verein im Osten dieser Stadt, der für sich in Anspruch nimmt, der gute, der korrekte, der richtige Verein zu sein. Merkwürdigerweise bekam der Verein es genehmigt, am letzten Spieltag der Saison Zuschauer ins Stadion zu lassen – für die Fans sicher ein Erlebnis, es sei ihnen gegönnt. Selbst vor dem Stadion standen Fans mit Bengalos und feierten. Nur ist es für mich fraglich, warum bei den Amateuren im Finale des Landespokals keine Zuschauer dabei sein dürfen, noch nicht mal vor dem Stadion. Nur bei diesem einen Verein in Köpenick schaut man gern mal darüber hinweg. Da wird dann in der Stadt sogar noch plakatiert: Danke, Unioner! Bei der ersten Corona-Welle wollte der oberste Vorturner sogar den Senat wegen dem Zuschauer-Verbot verklagen, man meinte, dass könne man den Fans nicht zumuten, man rief: Sonderregel, Sonderregel, ungerecht.

Was auch schlimm und ein Aufreger ist: Die Berliner CDU plakatiert jetzt in der Stadt, sie wolle was für die Mieter schaffen statt zu enteignen, eine Chance für die Mieterstadt Berlin, faires Miteinander auf dem Berliner Wohnungsmarkt – mmh, sage ich mir. Dabei haben CDU-Abgeordnete doch den Senat wegen dem Mietendeckel verklagt. Und das komischerweise gerade in einer Zeit, als die CDU ordentlich Spendengelder aus der Immobilienwirtschaft erhielt. Und man fragt sich schon, ob die Politik es nicht mal hinbekommt, bezahlbare Mieten zum Grundrecht zu machen, Mieten, bei denen man sich nicht gleich in Armut stürzen muss, nur um den Reichtum einzelner Menschen zu mehren. Wer Eigentum besitzt, sollte gut davon leben können, das ist in Ordnung, aber es sollte eine Obergrenze geben. Ein Blick über den Tellerrand wäre hier nicht schlecht – zum Beispiel nach Wien!

Der Mietpreisspiegel bei landeseigenen Wohnungsfirmen könnte deutlich günstiger sein, da sollte sich der liebe Senat mal darum kümmern. Aber nein, man schiebt es auf den Bund. Und es wird nichts passieren mit den Mieten, genauso wenig wie mit der Bildung und dem Gesundheitswesen. Auch hier steigt die Wut langsam hoch. Warum kann man, wenn man Gesetzgeber ist, nicht dafür sorgen, dass Bildung, Gesundheitswesen, Mieten keine Spekulationsobjekte mehr sind? Und je mehr ich darüber grübele, springt die Wut in mir hoch.

Unser lieben CDU-Menschen aus dem Bundestag, welche sich jetzt auf die grüne Kanzlerkandidatin stürzen in der sogenannten Weihnachtsgelddebatte, sollten mal schön den Mund halten. Die CDU hatte in den letzten Jahren mehr Skandale am Hals als andere, zum Beispiel wurden durch die „Maskenaffären“ sicherlich Millionen in die eigenen Taschen gewirtschaftet, und das in der Partei mit dem christlichen Wort im Namen.

Noch so ein Ding: Erst gestern gab es einen tödlichen Unfall mit einer Radfahrerin auf der Frankfurter Allee. Heute an fast der gleichen Stelle fuhr ein Radfahrer bei Rot über die Kreuzung, wich einem Bus aus, und ich konnte dann gerade noch bremsen – als ich den Radfahrer zur Rede stellen wollte, zeigte er mir einen Vogel. Was soll das, sind denn alle Menschen verblödet, denkt jeder nur noch an seinen eigenen Vorteil? Fußballvereine, Wohnungswirtschaft, Radfahrer, Politiker – setzen alle Menschen nur noch die Ellenbogen ein, denkt jeder Mensch nur noch an seinen eigenen Vorteil? An einigen Tagen kommt mir das schon so vor!

Natürlich gibt es auch viele Menschen, die anders ticken, welche z. B. alten Leuten helfen, ihnen vorlesen, mit ihnen spazieren fahren. Nur werden dummerweise solche guten Beispiele oft nicht erwähnt. Ich bin keineswegs verbittert, aber manchmal steht uns Egoismus nicht gut zu Gesicht, wir sollten lieber öfter mal eine helfende Hand reichen als das Cuttermesser.

Wir sind doch alle nur Gast auf diesem Planeten, das kann so schwer nicht sein. Natürlich ist es leichter gesagt als getan. Auch ich unterliege irgendwelchem Zwängen, habe hin und wieder egoistische Gedanken. Doch meist bringt ein Lächeln mehr als die Faust zu zeigen, also: Nehmt Euch in die Arme, versuchen wir doch alle lieber miteinander zu leben als nebeneinander!