Also
startete ich – vielleicht auch nur in Gedanken – in der Kuglerstraße im
Prenzlauer Berg. Und tippel, tappel war ich bis zur Greifenhagener Straße
gelaufen, herum und vorbei an jetzt neuen stylischen Läden, wo früher Bäcker,
Fleischer, Kneipen waren. Heute sitzen dort Startups und neue kleine Kneipen. Ein
kurzer Schwenker wurde gemacht über die Erich-Weinert-Straße zur Scherenbergstraße,
wo sie noch steht: meine alte Schule. Heute Carl-Humann-Grundschule, früher 28.
Polytechnische Oberschule Rudolf Gyptner. Wieder wurde ein kleiner Bogen
geschlagen über die Kastanienallee zum S-Bahnhof Schönhauser Allee. Mit Schwung
wurde der Hinterausgang genommen, um kurz danach einen kleinen Bogen um die
Gethsemanekirche zu machen und einen fröhlichen Blick auf die jetzt schönen
Fassaden zu werfen. Heute sind diese hübsch hergerichtet. Früher waren sie grau
– in der Erinnerung meiner Kindheit waren trotzdem alle bunt.
Und weiter,
weiter, weiter, etwas die Schönhauser hinuntergelaufen. Wenn man da schon in
der Gegend da vorn ist, wo der Lieblingsverein seine Hauptspielstätte hat, im
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, dann lohnt es sich definitiv, da auch mal
reinzuschauen, bevor das alte Stadion in Kürze abgerissen wird. Leider gibt es
das von mir angestrichene Fassadenbild des Teddybären, der Fußball spielt,
nicht mehr – ein Neubauklotz im Bauhausstil steht davor. So schlendert man dann
weiter, eine kleine Pause bei Konnopke und eine gute Currywurst als Wegzehrung können
schon mal drin sein. Wenn einen die Füßchen dann weitertragen, macht man einen
Schlenker weg von den Hauptstraßen und bummelt an der Kulturbrauerei vorbei –
früher war da der Möbelmarkt Schönhauser Allee.
Nun
tippelt man durch die Husemannstraße am Kollwitz-Platz vorbei. Überall gibt es
nette kleine Cafés oder Bars, wo man sich gern niedersetzen kann. Danach läuft
man hinter Richtung Senefelder Platz Richtung Rykestraße. Hier taucht man ein
in jetzt wieder neu entstandenes jüdisches Leben, nicht übermäßig übertrieben.
Wenn dann noch Zeit ist, lohnt sich ein Besuch beim Wasserturm. Und wenn man mutig
ist, klingelt und etwas Glück hat, lässt einen ein netter Mieter vielleicht
auch mal hinein. Ich hatte zu meiner Kindheit eine Freundin dort und war
fasziniert: Die Familien wohnten in Wohnungen, wo es keine geraden Wände gab,
nur Rundungen. Der Weg an der Synagoge vorbei lohnt sich auf jeden Fall, auch
wenn man diese nicht so einfach besichtigen kann. Da dies alles eine ziemliche
Strecke ist, gebe ich mal einen kleinen Gastronomie-Tipp. Wenn man einen Tisch
kriegt, sollte man sich mal ins Restaurant „Masel Topf“ setzen, ein wunderbarer
kulinarischer Genuss, leckere Limo, das Essen soll einfach toll sein.
Gut gestärkt,
sollte man am besten die kleinen Füßchen wieder in die Hand nehmen und durch
den Kollwitz-Kiez zurücktappeln. Man kommt an so schönen Geschäften vorbei wie „Zuckerschnute“,
„Die kleine Gesellschaft“, „Zweimalschön“, welches sicherlich ein Schmunzeln in
das Gesicht der Menschen bringt, die früher da lebten, wo nichts war, nur grau.
Und bevor man wieder in der Kuglerstraße ankommt, macht es durchaus Sinn, vorne
in der Danziger Straße anzuhalten, in den „Schusterjungen“ hineinzugehen und
einfach ein Pils zu trinken. Das ist eine Kneipe, welche sich seit Anfang der
80er Jahre nicht verändert hat, nicht dem Zeitgeist gefolgt ist, nicht
obertrendy, und das macht ihren Charme halt aus.
Ich
kann nur jedem empfehlen, mal so einen kleinen Spaziergang durch unsere schöne
Stadt zu machen, Orte der Kindheit zu besuchen oder Anregungen von anderen
Menschen wahrzunehmen. Viel Spaß beim Erkunden!