Dienstag, 19. Dezember 2017

Gedanken-Brösel, Folge 101: "Brösel for the masses"

Dem geneigten Leser dieses aufgeführten Blogs mag aufgefallen sein, dass es bereits die 101. Folge ist. Und die Menschen, die mich richtig gut kennen, bemerken: 101 oder „one oh one“, da ist doch was mit Depeche Mode gewesen?! Richtig, das 101. Konzert und gleichzeitig das letzte Konzert der „Music for the masses“-Tour war das. Am 18. Juni 1988 füllten sie die riesige Pasadena Rose Bowl in Kalifornien. Es folgten eine gleichnamige Platte, ein gleichnamiges Video, ein gleichnamiger Kinofilm. Und kurz vor dieser Tour war mein 1. Depeche Mode Konzert in der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle, am 7. März 1988 am FDJ-Geburtstag. Damals ahnte ich natürlich nicht, dass noch Unmengen von Konzerten folgen würden. Wer konnte vorhersehen, was alles noch passieren würde!

Aber das nur als Anmerkung an die Zahl. Sicher, ich hätte auch gern 101 Frauen gevögelt. Soviel nur als Scherz am Rande! Natürlich kommt es in der Liebe nicht auf die Quantität, sondern die Qualität an. Doch ich schweife ab und träume vor mich hin. Der 101. Blog soll der Entschleunigung gewidmet sein, da wir in dieser hektischen Stadt ja immer noch in der Weihnachtsrallye sind. Und heute fiel zusätzlich fast das gesamte S-Bahn-Netz aus, Chaos, und das merkt man auch gleich auf den Straßen... Es ist schon fast pervers, was da geschieht. Es werden neue Bahnhöfe gebaut, neue Fahrpläne erstellt, aber alles wurde nur noch schlimmer. Für die meisten Fahrgäste bedeutet das nun: längere Fahrtzeiten, vollere Züge, aber man soll gleich mehr bezahlen! Doch anscheinend scheint niemanden zu stören, bis auf etwas Gebrabbel in der Bahn. Aber anstatt die Menschen nun gemeinsam vor eine Konzernzentrale gehen, protestieren und diese demontieren, nehmen sie alles hin wie eine Herde Vieh, die zur Schlachtbank geführt wird.

Aber wehe, irgendeine Knalltüte würde bei Facebook posten, die Eltern sollten doch vorsichtiger sein, weil im Kindergarten fremdländische Menschen sind, da wäre der Volkeszorn da und gleich von Verbrechern die Rede. Oder wenn ein Hartz IV-Satz angehoben wird, würden sich die normalen Stammtischhüpfer sowas von aufregen. Nur die normalen Ereignisse übergehen wir leider viel zu oft, wie die genannte S-Bahn, Rentenkürzungen, teure Miete, auch die schlechte ärztliche Versorgung auf dem Land. Doch nein, wir regen uns immer nur über Unfug auf! Deshalb rate ich mal zur Entschleunigung, wie man so schön sagt. Nehmt Euch lieber in den Arm, fasst der Liebsten/dem Liebsten ordentlich an den Arsch, knuddelt Euch und hört auf mit Ficken und Schlägen, Zuckerbrot und Peitsche. Denn bei allen Ungereimtheiten, Kummer und Sorgen, die die lieben Kleinen manchmal anrichten, unser Leben sollte doch eine schöne Zeit sein.

Nun fängt es auch noch an zu schneien bei diesen relativ sinnfreien Sätzen, die mir durchs Hirn hüpfen. Also: Es tut gut, mal einen Gang runter zu schalten. Legt Euch lieber ins Bett, fummelt an Euch rum anstatt Euch in Einkaufstempel zu drängen. Trefft Euch lieber mit Freunden und Familie, statt Euch diesem Irrsinn anzuschließen, der uns täglich umgibt. Es bleibt nach wie vor lustig und schön, unser Leben (zumindest für die meisten). So schlecht ist der Spruch doch gar nicht: Sex, Drugs, Rock ’n‘ roll, sagt er uns doch, dass wir einfach mal das Leben genießen sollten. Also lebt und liebt (und macht auch mal Blödsinn)!

Euer Brösel




Donnerstag, 14. Dezember 2017

Gedanken-Brösel, Folge 100: Wer hätte das gedacht...

Gerade noch Sommer, gerade lagen die Steaks und Bratwürste draußen auf dem Grill, und einen Wimpernschlag später kommt schon Weihnachten. Und wie immer sind wir total überrascht davon, als wäre es das erste Mal im Leben, genauso als wäre es unser erstes Mal bei der Disko, unser erstes Mal, dass man einen geliebten Menschen im Arm hält, mit ihr/ihm das erste Mal das Bett teilt. Weihnachten, Überraschung! Alle sind erstaunt, und Panik breitet sich aus: Oh je, was mache ich denn zu essen, welche Geschenke muss ich kaufen? Einige plagen sich mit diesen Gedanken an Weihnachten und Heiligabend ja bereits im August herum.

Aber was feiern wir denn eigentlich? Die Geburt eines Menschen, eine Frau presst in Wehen ein Kind heraus, also etwas, was täglich passiert. Ein kleiner Erdenmensch kommt zur Welt. Das geschieht doch jeden Tag. Aber nun gut, es soll wohl eigentlich ein ganz besonderer Typ gewesen sein. Daher ist Weihnachten bestimmt das Fest der Familie, und so soll es auch sein. Da stellt sich mir die Frage, wer gehört eigentlich zur Familie? Die Blutsverwandtschaft? Oder kann man aus heutiger Sicht seine Familie selbst gestalten? Gehören nicht auch gute Freunde dazu, liebe Menschen, mit denen man das ganze Jahr über viel Zeit verbringt, sind doch eigentlich auch wie Familie! Denn oftmals sind die schlimmsten Dumpfbacken die in der eigenen Familie (was auch nicht immer zutrifft).

Aber schön wäre es doch schon, wenn wir mal wieder etwas besinnlicher wären und mal von diesem ganzen Stress loslassen könnten. Doch viele Menschen bekommen Panik: Oh Gott, Heiligabend ist an einem Sonntag, dann zwei Feiertage - das sind drei Tage, wo man nicht einkaufen gehen kann, was Einige zum Hyperventilieren bringen wird. Dabei haben wir bestimmt von allem sowieso zu viel zu Hause zum Essen. Und es muss ja auch mal sein, sich dem Schlemmen hinzugeben, hoffnungslos an Fleisch und Gemüse rumschlabbern, auch die Schokolade wird nicht zu kurz kommen. Und bei aller Besinnlichkeit sollte auch mal der Gedanke aufkommen, dass es nicht allen so gut geht und der Eine oder Andere sollte mal aufstehen – mich eingenommen - und dem Unbekannten, welcher auf der Straße lebt, ein Essen ausgeben.

Auf jeden Fall, und das ist meine Überzeugung, sollten wir das Weihnachtsfest mit allen Vorteilen genießen: gutes Essen, ausschlafen, strahlende Augen, viel Gemütlichkeit, Abstand nehmen vom Stress- welcher uns dann spätestens am 27.12. wieder einholen wird. Da werden die ersten Einkaufsgutscheine eingelöst, Rentierpullis, die nicht gefallen und Strumpfhosen, die nicht passen, wandern zurück in die Läden. Und daher wünsche ich allen, die das hier gelesen haben oder davon gehört haben, dass ich immer Blogs schreibe, eine schöne fröhliche Weihnachtszeit! Versucht zu entspannen, schaltet mal einen Gang runter und genießt die freie Zeit!

Euer Brösel




Montag, 11. Dezember 2017

Gedanken-Brösel, Folge 99: Ich kaufe mir ...

„Ich kauf‘ mir was, kaufen macht soviel Spaß, ich könnte ständig kaufen gehn. Kaufen ist wunderschön.“ So sang schon Herbert Grönemeyer 1983. Kaum macht man den Fernseher an, dreht das Radio auf, da kackt einem schon die Werbung das Gehör zu. Und ja, in dieser eigentlich schnuckeligen, verträumten Vorweihnachtszeit ganz besonders heftig. Wenn man den Werbespruch „Wocheneeeeeende!!!“ hört, sollte dieser doch eigentlich ein ruhiges, friedliches Wochenende suggerieren. Aber nein, Lidl erreicht damit nur, dass ich das Bedürfnis habe, in einen Einkaufstempel zu schlürfen und mir irgendeinen Quatsch kaufen zu müssen. Oder ein nerviges Kind brüllt mich an, dass ich zu Netto gehen soll. Wo gleichzeitig ein anderer Hersteller meint, dass ich doch nicht so blöd sei. Wir sollten sie beim Wort nehmen und nicht blöd sein! Wir sollten zeigen, dass Geiz geil ist und bei diesem ganzen Konsumkram mal eine Schraube runterdrehen. Denn wenn es stimmt, was am Freitag ein Sender vermeldete, hält jeder Deutsche durch sein Einkaufsverhalten durchschnittlich 60 Sklaven (!). Das nur, damit wir auch weiterhin z. B. Schokolade so günstig kaufen können, da sie unter sehr unfairen Bedingungen produziert wurde.

Und unser Konsumverhalten trägt ja wohl dazu bei, dass unsere Welt nicht smarter wird. Wir sollten endlich begreifen, dass ewiges Wachstum nicht funktioniert! Wir müssen uns langsam auf den Weg machen, alles zu hinterfragen. Wir können nicht ewig konsumieren, auch wenn Arbeitsplätze daran hängen. Man muss nicht alles neu kaufen, sondern kann wieder anfangen, Dinge reparieren zu lassen – auch das schafft Arbeitsplätze.

Wie wäre es mal mit einem Test? Man geht in einen Einkaufstempel hinein, schließt kurz die Augen, macht sie wieder auf und fragt sich dann, wer kauft das eigentlich alles? Denn es wäre schon schön, bevor wir unseren Planeten zukacken und übermüllen, wieder das hinzubekommen, was schon in den Religionen gepredigt wird: Mit den Menschen teilen! Und so kehrt auch das Leuchten wieder in die Augen zurück! Es ist ja noch nicht alles verloren, nur die Kurve müssen wir kriegen.