Freitag, 14. Juli 2017

Gedanken-Brösel, Folge 82: Was ist schon gerecht? Teil 1

Gerechtigkeit, wohin man schaut. Liu Xiaobo, der chinesische Bürgerrechtler, Dissident und Friedensnobelpreisträger, ein Mensch, welcher sich wirklich für die Gerechtigkeit einsetzte, ist tot. 2009 wurde er zu 11 Jahren Haft verurteilt. Nun starb er, ohne die Freiheit wiedererlangt zu haben. Dieses gilt es zu bedauern. Aber ich bin mir sicher, die wenigsten Menschen unter uns wissen, wer er überhaupt war.

Eine Frage stelle ich mir dabei schon. Die Regierung schüttet jetzt Lobgesänge aus und bedauert den Tod dieses Menschen. Warum kümmert sich die Regierung aber nicht wirklich um solche Menschen, sondern warum bestimmt die Wirtschaft, wo es langgeht? In der Türkei sieht es ähnlich aus. Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel ist seit Februar inhaftiert. Warum setzt sich unsere Regierung nur halbherzig für ihn ein? Kommen sonst wieder mehr Flüchtlinge, und Frau Merkel wird nicht wieder gewählt? Die Frage ist also, wieviel ist ein Menschenleben wert? Für die Wirtschaftsbosse vermutlich nicht viel. Ich nehme an, für sie ist es Humanmaterial, welches unendlich verfügbar ist. Es geht immer nur um Profit und nicht um den Menschen.

Würden wir in unserem Land solch einen Menschen wie diesen Chinesen auch so toll finden, wenn er hier die Regierung kritisieren und zu friedlichen Protesten aufrufen würde, oder wäre er womöglich als Terrorist, Aufwiegler, linker Extremist abgestempelt?

Linke Gewalttäter sind auch so ein Thema nach dem G20-Gipfel in Hamburg. Leute, die Steine auf Menschen werfen, Autos anzünden, mutwillig Läden zerstören - nach meiner Überzeugung hat das nichts mit linken gerechten Ideen zu tun. Und da kotzt es mich schon mal an, seit Tagen soll ich mich immer entschuldigen, nur weil ich links denke und Mitglied einer linken Partei bin. Irgendwelche Nasen sagen immer: Kuck mal, was Deine linken Freunde da alles kaputt machen. Was für ein Quatsch! Es ist doch schlimm, wenn alles so vermischt wird und passt natürlich in die Zeiten des Wahlkampfes. Frau Merkel wollte schöne Bilder aus Hamburg, nun hat sie diese bekommen. Und ich vermute mal, besser hätte es für den CDU-Wahlkampf gar nicht laufen können. Nun wird die CDU das Thema innere Sicherheit im Wahlkampf bringen. Hurra, wir sind alle dafür und für noch mehr Überwachung! Und dass nur, weil irgendwelche Idioten aus dem Ausland dort Autos anzündeten, na wunderbar.

Eine kleine Anmerkung mal noch dazu. Ich verachte Steinewerfer, das sind für mich Verbrecher. Aber hätten die Menschen am 4. November 1989, damals bei dieser großen Demonstration und Kundgebung auf dem Alexanderplatz, Steine auf Polizisten geworfen, hätte es geheißen: Das Volk sprengt seine Ketten und wehrt sich gegen seine Unterdrücker. Da sind mir Menschen wie dieser kleine Chinese Liu Xiaobo viel lieber, der für seine Überzeugung kämpfte, dafür im Gefängnis einsaß und dennoch nie zu Gewalt aufrief, der eher ein Kämpfer der leisen Töne und doch der scharfen Worte war.

Jesus soll auch so ein Typ gewesen sein. Nach all dem, was man uns über ihn erzählt, schien er eher ein linksgerichteter Typ zu sein, aber wahrscheinlich würde man heutzutage einen Terroristen aus ihm machen. Leider bestimmen immer wieder andere Menschen, was gut und was böse ist, oft verlieren wir die freie Entscheidung.

Ich meine aber, es ist nicht schlimm, für eine gerechte Welt einzustehen. Man sollte keine Angst vor der Zukunft und um die Existenz haben. Alle Menschen sollten im friedlichen Miteinander leben und lieben können. Es stimmt wohl, dass Gewalt Gegengewalt erzeugt auf den Brennpunkten dieser Erde. Ich glaube persönlich, eine Umarmung, ein Gespräch, ein Kuss sind definitiv besser als ein Schuss. Nur, wo Liebe ist, wird Liebe entstehen!


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