Und
war es nicht schon immer so, die Jugend rebelliert, die Jugend lehnt sich auf?
Ein kleiner Blick zurück: In den 50er Jahren wehrte sich die Jugend gegen das
allgemeine Ram tam tam und die Spießigkeit, und der Rock ’n’ Roll war geboren.
Sogenannte Halbstarke zogen durch die Straße und lehnten sich einfach nur auf
gegen diesen eingefahrenen Mief. In den 60er Jahren gab es die
Friedensbewegung. Jugendliche wehrten sich gegen ihre Eltern, viele waren noch
naziversifft. Es fielen böse Worte wie: „Diese Langhaarigen sollten ins
Arbeitslager gesperrt werden.“ Arbeitslager, diese Berichte kann man heute noch
gut nachlesen.
In
den 70er Jahren kam die Hippie-Bewegung auf. Wieder lehnten sich Jugendliche
auf. Sie hatten die Nase voll vom Vietnam-Krieg und von der Bevormundung im
Osten. Immer waren alte Männer an der Macht, und immer schimpften alte Männer
gegen die jungen Menschen. In den 80er Jahren gab es die Friedensbewegung,
Proteste gegen Atomwaffen, Demonstrationen gegen Atomkraftwerke. Die ersten
Anzeichen für Umweltzerstörung waren sichtbar. Junge Menschen wehrten sich, sie
wollten nicht so sein wie ihre Eltern. In den 90er Jahren – die eingefahrenen
Kulturen schleiften so vor sich hin – wurde die Techno-Bewegung geboren. Der
Drang nach Freiheit war riesengroß. Und wieder nörgelten irgendwelche alten Menschen
rum.
Leider
kommt mir immer der Verdacht, die Menschen, die als Erste auf die Straße
gingen, haben am Ende genörgelt über ihre eigenen Kinder. Was ist daran falsch,
wenn heute junge Menschen auf die Straße gehen und um ihre Zukunft bangen?
Sollten wir nicht dankbar sein und glücklich darüber, dass sie nicht stupide an
PC-Spielen hocken oder nur auf das Smartphone starren, sondern sich auch Gedanken
machen? Was stört uns daran, dass ein junges Mädchen zu einer kleinen
Anführerin geworden ist, obwohl sie das sicherlich so nie gewollt hatte? Oder
stört uns einfach daran, dass man sie nicht einkaufen kann, nicht ausstatten mit
hübschen kleinen Werbeverträgen, wie sonst mit kleinen Kinderstars, die
irgendwann wie Britney Spears „alte Männer-Phantasien“ ankurbeln oder in
Mini-Playback-Shows herumhüpfen?
Ich
denke, es tut uns gut, einfach zuzuhören und aufzupassen, was sie sagen. Wir
sollten Schäden von der Umwelt abwenden und behutsamer mit den Ressourcen
umgehen. Wir sollten nicht vergessen, es gibt nur diese eine Welt. Und sie muss
für alle Menschen reichen. Ob wir wollen oder nicht, wir sind alle Teile dieses
Planeten. Ganz gleich, ob Mensch, Tier oder Pflanze. Wenn wir etwas
rücksichtsvoller mit all dem umgehen, dann haben wir auch alle sehr lange etwas
davon. Denn dann bleibt auch das Leben schön und lebenswert. Und es ist immer
noch besser, jemandem beim Aufstehen zu helfen, als jemandem ein Bein zu stellen.
Man muss ja nicht alles gut finden, aber zuhören sollte man schon.
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