Wer mag
sich nicht daran erinnern (oder besser: man möchte sich eigentlich nicht daran
erinnern), als die meisten von uns noch jung an Jahren und klein an Wuchs waren
und wenig von der Welt wussten. Wenn wir frisch geschniegelt aus dem Haus
gingen und Mutter sagte: Warte unten, mach Dich nicht dreckig! Und kaum kam sie
raus, sah der kleine Sohn oder die Tochter total verdreckt aus, die Hände
schmutzig – und wenn wir Glück hatten, schenkte uns die nette Nachbarin zu
allem Dilemma Schokolade, welche uns wohl bewusst von der Mutter vorher nicht
gereicht wurde. Somit nahm das Unglück seinen Lauf. Und es folgte der Satz, der
sich für viele bis heute in die Hirnrinde eingebrannt haben mag, ein Satz der
grausiger nicht sein konnte und vielen heute noch einen kalten Schauer über den
Rücken jagt : Mach mal nass! Und wie auf Befehl steckte man die Zunge raus, das
Taschentuch wurde an der Zunge gerieben und schwuppdiwupp übers ganze Gesicht
geschrubbelt. Bei den ganz harten Eltern oder mancher Großmutter kam es oft
noch härter: Sie spuckten fröhlich ins Taschentuch, dann wurde auf der Gesichtsbacke
rumgerieben – und man bekam sein ganzes Leben nie mehr den Geruch von Spucke
aus der Nase.
Aber das
ließ mit der Zeit nach, als wir grösser wurden. Und wir alle schworen uns, das
nie nie nie bei unseren Kindern zu machen (doch ich vermute, viele haben es
doch den Kindern angetan).
Später,
wenn man weggehen wollte, folgte der wohlbesorgte Satz von Mutter, Vater oder
Großmutter: Hast Du denn auch einen guten Schlüpper an?! Als wenn es wohl das
Wichtigste auf der Welt wäre, bei einem Verkehrsunfall, wenn man besoffen in
der Ecke liegt oder aus dem Bus fällt, Hauptsache man hat einen guten Schlüpper
an? So waren diese wohlgemeinten guten Ratschläge: Sind die Fingernägel auch
sauber? Und wenn man schon losging: Hast Du auch ein Taschentuch dabei? Heute
ist das abgelöst von: Hast Du Dein Handy dabei? Obwohl man in der größten Not
bestimmt niemanden anruft, lustig! Und so sind sie, diese kleinen Spuren der
Erinnerung. Gerade, wenn man in der Altersmitte angekommen ist, man seine
Eltern so betrachtet und selbst sagen möchte: Na, mach mal nass, nur um eine
kleine Rache zu haben, da ja viele Eltern jetzt in das Kleckeralter
zurückkehren und man sie selbst abschrubbeln könnte! Na, lassen wir das mal
lieber!
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