Montag, 26. März 2018

Gedanken-Brösel, Folge 17-2018: Mach‘ mal nass oder die Erfindung der Feuchttücher

Wer mag sich nicht daran erinnern (oder besser: man möchte sich eigentlich nicht daran erinnern), als die meisten von uns noch jung an Jahren und klein an Wuchs waren und wenig von der Welt wussten. Wenn wir frisch geschniegelt aus dem Haus gingen und Mutter sagte: Warte unten, mach Dich nicht dreckig! Und kaum kam sie raus, sah der kleine Sohn oder die Tochter total verdreckt aus, die Hände schmutzig – und wenn wir Glück hatten, schenkte uns die nette Nachbarin zu allem Dilemma Schokolade, welche uns wohl bewusst von der Mutter vorher nicht gereicht wurde. Somit nahm das Unglück seinen Lauf. Und es folgte der Satz, der sich für viele bis heute in die Hirnrinde eingebrannt haben mag, ein Satz der grausiger nicht sein konnte und vielen heute noch einen kalten Schauer über den Rücken jagt : Mach mal nass! Und wie auf Befehl steckte man die Zunge raus, das Taschentuch wurde an der Zunge gerieben und schwuppdiwupp übers ganze Gesicht geschrubbelt. Bei den ganz harten Eltern oder mancher Großmutter kam es oft noch härter: Sie spuckten fröhlich ins Taschentuch, dann wurde auf der Gesichtsbacke rumgerieben – und man bekam sein ganzes Leben nie mehr den Geruch von Spucke aus der Nase.

Aber das ließ mit der Zeit nach, als wir grösser wurden. Und wir alle schworen uns, das nie nie nie bei unseren Kindern zu machen (doch ich vermute, viele haben es doch den Kindern angetan).

Später, wenn man weggehen wollte, folgte der wohlbesorgte Satz von Mutter, Vater oder Großmutter: Hast Du denn auch einen guten Schlüpper an?! Als wenn es wohl das Wichtigste auf der Welt wäre, bei einem Verkehrsunfall, wenn man besoffen in der Ecke liegt oder aus dem Bus fällt, Hauptsache man hat einen guten Schlüpper an? So waren diese wohlgemeinten guten Ratschläge: Sind die Fingernägel auch sauber? Und wenn man schon losging: Hast Du auch ein Taschentuch dabei? Heute ist das abgelöst von: Hast Du Dein Handy dabei? Obwohl man in der größten Not bestimmt niemanden anruft, lustig! Und so sind sie, diese kleinen Spuren der Erinnerung. Gerade, wenn man in der Altersmitte angekommen ist, man seine Eltern so betrachtet und selbst sagen möchte: Na, mach mal nass, nur um eine kleine Rache zu haben, da ja viele Eltern jetzt in das Kleckeralter zurückkehren und man sie selbst abschrubbeln könnte! Na, lassen wir das mal lieber!



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