Aber
oftmals gibt es auch schlimmere Beispiele, welche - wenn man sie sich genau vor
das geistige Auge führt - einem den Schreck in den Kopf schicken und die
Nackenhaare hochstehen lassen. Ein Beispiel dafür, dass es Gegensätzlichkeiten
scheinbar geben muss: Der Staat Israel schuf und unterstützte damals
bekannterweise die Hamas, nur um ihren großen Widersacher Arafat und seine
PLO-Bande zu ärgern. Hier kann man sagen, mal wieder ein Fall von „dumm
gelaufen“. Denn was erschaffen wurde, ist aus der Hand geglitten. Aber sie
haben einen Gegenpol zu sich selbst erschaffen.
Unsere
transatlantischen Dumpfbacken machen das ja andauernd. Nur um damals die
Sowjetunion zu ärgern, schufen sie unter dem Deckmantel der freiheitsliebenden
demokratischen westlichen Welt die Taliban, unterstützten diese mit schicken
Raketen, schicken Maschinenpistolen, schicken Jeeps. Gleichzeitig gab’s noch
etwas Bart streicheln bei Osama. Und schwuppsdiwupps, 2001 hatten sie die
Trümmer direkt vor ihrer Hütte liegen. Und auch hier wurde wieder ein schöner
Gegensatz geschaffen.
Nun
kann man davon ausgehen, dass man Gegensätzliches braucht, um sich selbst seine
eigene Daseinsberechtigung zu schaffen. Auch die Obernasen der AfD. Ihnen wurde
ihr Gegenpol quasi auf dem Tablett serviert. Eigentlich interessierte ja kein
Schwein, dass sie eurokritisch sind. Nun richten sie ihr Hauptaugenmerk auf
Flüchtlinge und reiten seit ein paar Jahren auf dieser kleinen Welle wie
Flüchtlinge übers Mittelmeer. Und sie geben es sogar noch zu, O-Ton Herr
Gauland: „Die Flüchtlingswelle war ein Geschenk für uns“. Und wenn sie diese
nicht hätten, wären sie wahrscheinlich gar nicht mehr da. Deshalb befeuern sie
das Thema, und obwohl es die meisten Menschen gar nicht mehr groß interessiert,
holen sie das alte Ding heraus.
Blöderweise
springen auch immer unsere Gebührenmedien darauf an. Anne Will und kann nicht
holt in zunehmender Regelmäßigkeit Opa Gauland ins Studio, um ihn als großen
Flüchtlingsberater zu interviewen. Warum holt man diese Pappnasen nicht aus dem
Fernsehen raus? Warum ignoriert man sie nicht völlig? Und auch hier gibt’s die
gleiche Antwort: Wir brauchen ein Gegenstück! Irgendwie will man ja nichts mit
diesem Leuten zu tun haben. Und weil das immer mehr Menschen so geht, nehmen
sie jetzt auf einmal die ganzen Russland-Deutschen, die nun plötzlich mit
schwarz-rot-goldenen Fähnchen und Mützchen herumrennen und vor dem Untergang
des Abendlandes warnen. Also Leute, die z. B. aus Kasachstan kamen wie Waldemar
Herdt, Mitglied des Deutschen Bundestages, wollen keine Flüchtlinge mehr haben
und erzählen das offen im Fernsehen. Herr Herdt meint, dass Deutschland bald
untergehen wird, wenn wir nicht aufpassen. Und die Flüchtlinge werden uns bald
überrennen. Yippie Yah Yeh!
Und
damit die Gegensätze sichtbar bleiben, hängt König Söder die Kreuze in den
ganzen Amtsstuben auf, damit wir alle ja nicht vergessen, dass es
gegensätzliche Religionen gibt. Spitz übertrieben könnte man sagen, alle
brauchen sich!
Wenn
wir uns alle vernünftig benehmen würden, dann wäre unser Planet ein wenig
smarter. Wenn wir keinen Plastikmüll mehr in den Ozean werfen würden, wenn wir
alle liebevoll miteinander umgehen würden. Wenn die Menschen sich nicht unnütz
bereichern würden und einen feuchten Schlüpper bekommen, wenn sie ein paar
Millionen mehr auf dem Konto haben. Nein, jeder Mitmensch würde dem anderen
etwas abgeben. Dann könnten wir alle in Ruhe die Sonne genießen und uns auf
Regen freuen. Und der Traum, den die Franzosen damals hatten von einer
freiheitlichen, brüderlichen Gesellschaft, der würde in Erfüllung gehen. Aber
vielleicht, wenn wir nicht nur Egoisten sind, nicht nur an unser eigenes geiles
Leben denken, wird dieser kleine Traum doch noch war. Denn dann würden wir auf
Gegensätze scheißen, es wäre uns schnuppe, welche Hautfarbe ein Mensch hat und
welchen Gott er anbetet. Und wir lernen endlich, das Leben zu lieben und uns
gegenseitig zu achten!
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