Donnerstag, 14. Februar 2019

Gedanken-Brösel, Folge 05-2019: Lobeshymne

Es gibt sicherlich stylischere Städte oder hippere Orte, aber wenn ich so an manchen Tagen durch meine Geburtsstadt fahre, finde ich diese schon geil!

Berlin ist irgendwie, das bilde ich mir jedenfalls ein, die verrückteste Stadt in Deutschland. Manchmal hat sie den Charme eines Blümchenschlüpfers, möchte aber lieber ein Stringtanga sein. Es gibt Augenblicke, da findet man Berlin einfach zu teuer, und das ganze Hipster-Getue-Gemache geht einem manchmal auf den Kegel und ist zum Kotzen. Und wenn man sich so richtig in diesem geistigen Dreck und Geplumpse gesuhlt hat, wenn man gerade das tägliche Sahnehäubchen, den Verkehrsstau auf der Straße, verflucht hat, kommt man um die Ecke und die Sonne lächelt einen an. Man sieht eine schöne Werbung, die scheinbar nur zu Berlin passt, und da freut man sich doch! Dann starrt man auf sein Autoradio, und ich denke, wir sind die einzige Stadt, die ein Radio „Nur für Erwachsene“ hat. Plötzlich und irgendwie ist gleich wieder alles gut!

Hin und wieder schwelge ich dann mal in Erinnerungen, als diese ganze Stadt mit einer hochgeklappten Autobahn geteilt war (für die Instagram-Facebook-Selfie-Generation: von einer Mauer). Da war das auch schon so. Im Westteil dieser Stadt rannten diese ganzen Bundeswehrverweigerer rum. Und im Osten gab es wahrscheinlich im Gegensatz zu anderen Städten auch alle möglichen Gruppierungen, die ausbrechen wollten: Punks, New Romantic, Popper, Teds, alles war schon mal da. Berlin war selbst im Osten hip. Und alle Dorfkinder aus der untergegangenen Republik wollten nach Berlin kommen. Einige hübsch sächsisch vor sich hin brubbelnde Mitmenschen blieben dann auch für immer hier.

Meine liebe Heimatstadt ist so ein Ort, der nie zur Ruhe kommt. So kann es tatsächlich passieren, dass man nachts um 2 Uhr auf der Landsberger Allee im Stau steht. Und ich bilde mir ein, dass uns die gesamte Republik für unser kulturelles Erlebnis hier beneidet. Das sieht man auch daran, dass selbst meine Lieblings-Combo Depeche Mode bei ihrer letzten Tour sechs Mal in Berlin gastierte. Von der Vorstellung der neuen Platte bis zu den Abschlusskonzerten, und schnuckligerweise machten sie es so, dass sie Osten und Westen der Stadt besuchten. Vom Rundfunkhaus im Osten bis zur Waldbühne im Westen. Auch andere große Bands lassen es sich nicht nehmen, einen Zwischenstopp hier einzulegen und mindestens einmal in Berlin zu sein.

Und für all die anderen kleinen Zonen- und Provinzdödels dieser Welt, lasst Euch mal gesagt sein: Ist schon geil hier, wenn auch manchmal zu teuer. Ich denke, wir sind eine Stadt, die nicht angepasst ist, auch wenn es viele Leute versuchen – irgendwie brechen wir immer aus. Berlin hat nur einen großen Nachteil, es hat keinen Meerblick und keinen Meeresstrand, aber dafür immer einen guten Ausblick!



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