Dienstag, 24. Januar 2017

Gedanken-Brösel, Folge 45: Veränderungen zulassen

Man kann sich in seinem Leben einrichten, es sich gemütlich machen und irgendwann stehen bleiben. Alles kann schön, gemütlich und nett sein. Aber will man jetzt schon sein Leben gelebt haben, soll das jetzt so bequem, ruhig aber auch irgendwie langweilig weitergehen bis ans Ende unserer Tage?

Für mich jedenfalls gehören ständige Veränderungen und Vorwärtsgehen zum Leben dazu. Sicher, man muss sich überwinden, Kraft und Mut für etwas Neues haben. Oft schafft man das auch gar nicht von allein, häufig kommen gute Freundinnen und Freunde, die einen ermutigen, den Absprung zu wagen, die einem sozusagen erst einen Tritt „in den Hintern“ geben müssen, ehe man sich aufrafft und die Veränderung angeht. Das kann eine neue Wohnung sein, eine neue Beziehung, der Umzug aus einem zwar schicken, aber etwas zu großen und zu teuren Büro in eine Bürogemeinschaft oder einfach nur ein neues Telefon.

So ist es natürlich auch anfangs eine große Veränderung, wenn ein erwachsenes Kind ausziehen und die erste eigene Wohnung beziehen möchte - die Eltern bleiben allein zurück. Und nicht immer läuft alles glatt, die Probleme häufen sich anfangs schnell. Man findet nicht gleich die passende Wohnung, erhält wieder nur Absagen vom Vermieter, die Traumwohnung ist schon weg. Doch manchmal muss man einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, dann klappt das schon.

Plötzlich aber kommen dann andere Gedanken in den Kopf geschossen. Hmmm, muss ich das Nest denn jetzt wirklich verlassen, ich wollte doch nie erwachsen sein?! Aber nun ist sie da, die neue Wohnung, es strömen Glücksgefühle durch den Körper: Man kann sich austoben, Wände, Böden, alles so gestalten wie man Lust hat, natürlich mit so wenig Geld wie möglich. Man ist mit einem Schlag fern von den Eltern. Und man merkt, GEZ, Internet und die gute alte Vattenfall wollen auch bedient sein.

Und wir, die „zurückgebliebenen Alten“? Bei uns tauchen die ersten Gedanken von Freiheit auf. Was mache ich jetzt alles mit der ganzen freien Zeit ohne Kinder? Aber dann tut sich auch Wehmut auf: Gab es nicht erst gestern den 1. Brei, den 1. Zahn? Seit wann können Babys und Kleinkinder ausziehen? Die „Kleinen“ haben doch eben noch mit Puppen und Autos gespielt? Und man merkt, dass man wieder von neuem erwachsen werden muss wie damals, in der ersten Zeit ohne die Behütung durch die Eltern, jetzt ohne Kinder. Dann plötzlich fängt man an, sein Leben neu zu sortieren. Und die tiefen, festen Bande zu den Kindern bleiben bestehen und gehen ja nicht verloren.


Jetzt sind Gott sei Dank gute Freunde und liebe Menschen da, welche helfen, zum Quasseln vorbeikommen, zum Piccolo trinken beim Renovieren und unterstützen, wo es Not tut. Mit welchen man einfach wieder spontan viele Dinge unternehmen kann und welche einem auf dem neuen - vielleicht noch etwas holprigen - Weg zur Seite stehen. Nun fängt man wieder an, „laufen zu lernen“. Daher: Es bleibt spannend und in jeden Fall lebens- und liebenswert!


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