Man kann sich in
seinem Leben einrichten, es sich gemütlich machen und irgendwann stehen
bleiben. Alles kann schön, gemütlich und nett sein. Aber will man jetzt schon
sein Leben gelebt haben, soll das jetzt so bequem, ruhig aber auch irgendwie
langweilig weitergehen bis ans Ende unserer Tage?
Für mich
jedenfalls gehören ständige Veränderungen und Vorwärtsgehen zum Leben dazu.
Sicher, man muss sich überwinden, Kraft und Mut für etwas Neues haben. Oft schafft
man das auch gar nicht von allein, häufig kommen gute Freundinnen und Freunde,
die einen ermutigen, den Absprung zu wagen, die einem sozusagen erst einen
Tritt „in den Hintern“ geben müssen, ehe man sich aufrafft und die Veränderung
angeht. Das kann eine neue Wohnung sein, eine neue Beziehung, der Umzug aus
einem zwar schicken, aber etwas zu großen und zu teuren Büro in eine
Bürogemeinschaft oder einfach nur ein neues Telefon.
So ist es
natürlich auch anfangs eine große Veränderung, wenn ein erwachsenes Kind
ausziehen und die erste eigene Wohnung beziehen möchte - die Eltern bleiben
allein zurück. Und nicht immer läuft alles glatt, die Probleme häufen sich
anfangs schnell. Man findet nicht gleich die passende Wohnung, erhält wieder
nur Absagen vom Vermieter, die Traumwohnung ist schon weg. Doch manchmal muss
man einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, dann klappt das
schon.
Plötzlich aber
kommen dann andere Gedanken in den Kopf geschossen. Hmmm, muss ich das Nest
denn jetzt wirklich verlassen, ich wollte doch nie erwachsen sein?! Aber nun
ist sie da, die neue Wohnung, es strömen Glücksgefühle durch den Körper: Man
kann sich austoben, Wände, Böden, alles so gestalten wie man Lust hat,
natürlich mit so wenig Geld wie möglich. Man ist mit einem Schlag fern von den
Eltern. Und man merkt, GEZ, Internet und die gute alte Vattenfall wollen auch
bedient sein.
Und wir, die
„zurückgebliebenen Alten“? Bei uns tauchen die ersten Gedanken von Freiheit
auf. Was mache ich jetzt alles mit der ganzen freien Zeit ohne Kinder? Aber
dann tut sich auch Wehmut auf: Gab es nicht erst gestern den 1. Brei, den 1.
Zahn? Seit wann können Babys und Kleinkinder ausziehen? Die „Kleinen“ haben
doch eben noch mit Puppen und Autos gespielt? Und man merkt, dass man wieder
von neuem erwachsen werden muss wie damals, in der ersten Zeit ohne die
Behütung durch die Eltern, jetzt ohne Kinder. Dann plötzlich fängt man an, sein
Leben neu zu sortieren. Und die tiefen, festen Bande zu den Kindern bleiben
bestehen und gehen ja nicht verloren.
Jetzt sind Gott
sei Dank gute Freunde und liebe Menschen da, welche helfen, zum Quasseln
vorbeikommen, zum Piccolo trinken beim Renovieren und unterstützen, wo es Not
tut. Mit welchen man einfach wieder spontan viele Dinge unternehmen kann und
welche einem auf dem neuen - vielleicht noch etwas holprigen - Weg zur Seite
stehen. Nun fängt man wieder an, „laufen zu lernen“. Daher: Es bleibt spannend
und in jeden Fall lebens- und liebenswert!
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