Freitag, 8. Juni 2018

Autobiographisches: Pudding, Charme, zu viel Frauen und nur ein Mann

Der geneigte Leser dieser Worte mag erschrecken bei dieser doch augenscheinlich arroganten Überschrift. Diesem würde ich natürlich völlig zustimmen, wenn denn die Sätze aus meinem kleinen Plumshirn gehüpft wären. Aber merke: sind se nich! Vielmehr wurden diese Kleinstweisheiten von den doch schönsten Geschöpfen dieser Erde übertragen: von Frauen, die mich schon ein Leben lang begleiten sowie von verschmähten und kurzen Liebesbeziehungen.

Es folgten auch Sätze wie: Man müsste Dich klonen können. Oder Sätze wie: Man kann ihm gar nicht böse sein! Ein Satz, der natürlich auch von einer Frau stammt. Da passierte es in den jungen Jahren, ich glaube, ich zählte noch nicht einmal 3 Lenze, und ich saß mit einem puddingverschmierten Gesicht im Treppenhaus. Ein Pudding, den ich noch gar nicht hätte essen dürfen. Und die Nachbarin, die diese leckere Köstlichkeit bei meiner Großmutter herrichtete, zelebrierte diesen Satz: Der Bengel macht immer Blödsinn, aber dann steht er vor einem, kuckt einen mit seinen Knopfkulleraugen an, und dann kann man ihm gar nicht böse sein. Dann will man ihn nur noch knuddeln! Tja, damals wusste ich damit noch nichts anzufangen. Beim Erzählen dieser kleinen Geschichte, kam natürlich der Satz: Es hat sich nicht viel geändert zu heute! So wie Frauen manchmal Tränen als Waffe einsetzen, benutzte ich meine Kulleraugen. Aber macht das nicht jeder von uns mal, dass er die Schokoladenseite und den Charme einsetzt, um manchmal einen Vorteil zu erlangen? Ich gestehe, ich nutzte und nutze es hin und wieder bewusst und manchmal unbewusst.

Doch das kann auch mal daneben gehen, manchmal funktioniert es gar nicht. Auch hier eine kleine Anekdote: Viele Jahre später nach dem Kulleraugenauftritt bei Frau Grosch (Nachbarin bei Oma) versuchte ich das Ding mit dem Kulleraugenblick und jeder Menge Charme bei einer Finanzbeamtin, welche mich tüchtig in die Mangel nahm. Aber hier biss ich auf Granit. War ich mir bis dahin ziemlich sicher, ich krieg‘ sie alle, so trat hier das große Scheitern ein. Ich konnte machen, was ich wollte, nichts, niente, keine Chance, und ich gab mir wirklich große Mühe! Es wurde alles nur noch schlimmer, bis ich feststellte: Obwohl noch jung an Jahren, sah sie aus wie eine alte graue verknöcherte Pflanze. Und ich in meinem arroganten, selbstverliebten, selbstgefälligen Hirn wollte diese vertrocknete Strohblume zum Leuchten bringen. Aber der Schuss ging nach hinten los. Sie bevorzugte nämlich doch lieber das eigene Geschlecht.

Aber springen wir ruhig in den Zeiten etwas hin und her. Denn ich bin ja in der komfortablen Situation, die „50“ überschritten zu haben, doch nach den Worten einer jungen Frau weder so wirke noch so aussehe und mir den Charme eines junggebliebenen Menschen erhalten habe. Der Eine oder Andere wird sagen, er weigert sich, erwachsen zu werden - in diesem Fall sage ich, erfolgreich! Diesen Satz am Anfang sagte natürlich meine Tochter, ein schöneres Kompliment kann man kaum bekommen!

Also versuche ich zurückzublicken und gleichzeitig den Blick nach vorn nicht zu verlieren. Ich blicke zurück auf ein schönes Leben, gespickt mit vielen Frauen, welche mich zu wunderbarsten Sachen inspirierten wie z. B. das Schreiben. So waren es ja wohl doch immer die Frauen, die mich zu dem machten, was ich bin. Das begann schon am ersten Tag. Eine Frau schenkte mir das Leben. Die erste Knutschliebe gab‘s mit vier: das wunderschöne Nachbarsmädchen von gegenüber. Die erste Erregung in der Hose kam bei der Freundin meiner Mutter, welche mir bis heute nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist, weil sie wunderschön lackierte Fußnägel hatte.

Aber auch für das Engagement in der Gesellschaft sowie das Interesse für politische Ereignisse, das Eintreten für andere Menschen, sich bewerben bei Parteien, so waren es doch immer wieder diese wunderbaren Geschöpfe, die diesen Stein ins Rollen brachten, die mich ermunterten, diese Dinge doch bitteschön zu tun und zu erledigen. So war es auch eine wunderschöne Frau, die eine Bewerbung für den Parteitag schrieb und mich fit machte, dort oben auf der Bühne zu stehen und eine kleine Rede zu halten. Jahre später gab es sogar eine kleine Frauenbewegung, welche meine Bewerbung überarbeitete und mich bestärkte, erneut zu kandidieren (was ich aber im letzten Augenblick ausschlug und was aber nichts mit den Frauen, sondern mit dem hierarchischen, testosterongesteuerten männlichen Geschlecht zu tun hatte).



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