Es
folgten auch Sätze wie: Man müsste Dich klonen können. Oder Sätze wie: Man kann
ihm gar nicht böse sein! Ein Satz, der natürlich auch von einer Frau stammt. Da
passierte es in den jungen Jahren, ich glaube, ich zählte noch nicht einmal 3
Lenze, und ich saß mit einem puddingverschmierten Gesicht im Treppenhaus. Ein
Pudding, den ich noch gar nicht hätte essen dürfen. Und die Nachbarin, die
diese leckere Köstlichkeit bei meiner Großmutter herrichtete, zelebrierte
diesen Satz: Der Bengel macht immer Blödsinn, aber dann steht er vor einem,
kuckt einen mit seinen Knopfkulleraugen an, und dann kann man ihm gar nicht
böse sein. Dann will man ihn nur noch knuddeln! Tja, damals wusste ich damit
noch nichts anzufangen. Beim Erzählen dieser kleinen Geschichte, kam natürlich
der Satz: Es hat sich nicht viel geändert zu heute! So wie Frauen manchmal
Tränen als Waffe einsetzen, benutzte ich meine Kulleraugen. Aber macht das
nicht jeder von uns mal, dass er die Schokoladenseite und den Charme einsetzt,
um manchmal einen Vorteil zu erlangen? Ich gestehe, ich nutzte und nutze es hin
und wieder bewusst und manchmal unbewusst.
Doch
das kann auch mal daneben gehen, manchmal funktioniert es gar nicht. Auch hier
eine kleine Anekdote: Viele Jahre später nach dem Kulleraugenauftritt bei Frau
Grosch (Nachbarin bei Oma) versuchte ich das Ding mit dem Kulleraugenblick und
jeder Menge Charme bei einer Finanzbeamtin, welche mich tüchtig in die Mangel
nahm. Aber hier biss ich auf Granit. War ich mir bis dahin ziemlich sicher, ich
krieg‘ sie alle, so trat hier das große Scheitern ein. Ich konnte machen, was
ich wollte, nichts, niente, keine Chance, und ich gab mir wirklich große Mühe!
Es wurde alles nur noch schlimmer, bis ich feststellte: Obwohl noch jung an
Jahren, sah sie aus wie eine alte graue verknöcherte Pflanze. Und ich in meinem
arroganten, selbstverliebten, selbstgefälligen Hirn wollte diese vertrocknete
Strohblume zum Leuchten bringen. Aber der Schuss ging nach hinten los. Sie
bevorzugte nämlich doch lieber das eigene Geschlecht.
Aber
springen wir ruhig in den Zeiten etwas hin und her. Denn ich bin ja in der
komfortablen Situation, die „50“ überschritten zu haben, doch nach den Worten
einer jungen Frau weder so wirke noch so aussehe und mir den Charme eines
junggebliebenen Menschen erhalten habe. Der Eine oder Andere wird sagen, er
weigert sich, erwachsen zu werden - in diesem Fall sage ich, erfolgreich!
Diesen Satz am Anfang sagte natürlich meine Tochter, ein schöneres Kompliment
kann man kaum bekommen!
Also
versuche ich zurückzublicken und gleichzeitig den Blick nach vorn nicht zu
verlieren. Ich blicke zurück auf ein schönes Leben, gespickt mit vielen Frauen,
welche mich zu wunderbarsten Sachen inspirierten wie z. B. das Schreiben. So
waren es ja wohl doch immer die Frauen, die mich zu dem machten, was ich bin.
Das begann schon am ersten Tag. Eine Frau schenkte mir das Leben. Die erste
Knutschliebe gab‘s mit vier: das wunderschöne Nachbarsmädchen von gegenüber.
Die erste Erregung in der Hose kam bei der Freundin meiner Mutter, welche mir
bis heute nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist, weil sie wunderschön
lackierte Fußnägel hatte.
Aber
auch für das Engagement in der Gesellschaft sowie das Interesse für politische
Ereignisse, das Eintreten für andere Menschen, sich bewerben bei Parteien, so
waren es doch immer wieder diese wunderbaren Geschöpfe, die diesen Stein ins
Rollen brachten, die mich ermunterten, diese Dinge doch bitteschön zu tun und
zu erledigen. So war es auch eine wunderschöne Frau, die eine Bewerbung für den
Parteitag schrieb und mich fit machte, dort oben auf der Bühne zu stehen und
eine kleine Rede zu halten. Jahre später gab es sogar eine kleine
Frauenbewegung, welche meine Bewerbung überarbeitete und mich bestärkte, erneut
zu kandidieren (was ich aber im letzten Augenblick ausschlug und was aber
nichts mit den Frauen, sondern mit dem hierarchischen, testosterongesteuerten männlichen
Geschlecht zu tun hatte).
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