Donnerstag, 14. Juni 2018

Autobiographisches, Teil 2: Tränen und die Flut der gebrochenen Herzen

Da dieser Text ja autobiographisch ist, befindet man sich quasi in der Rückschau, so wie alte Krieger von großen Schlachten sprechen. Dem Einen oder Anderen mag es in Erinnerung sein, wenn Opa vom Krieg sprach oder Vater aus Armeezeiten erzählte. Oder so wie damals, als man sehr jung war und die älteren Kollegen von großen Heldentaten sprachen. Und meist waren Frauen im Spiel bei den Heldentaten. Oftmals saß ich als junger Mensch dann da, staunte und dachte: Oh mein Gott, was sind das für Helden! Ob ich auch mal so ein Kerl werde? Und die selbstverliebte Einschätzung dazu lautet: Natürlich nicht !
Zwar hab ich immer noch die großen braunen Knopfkulleraugen (von Frauen bestätigt), aber diese sind nun mittlerweile auch schon hinter einer Brille verschwunden. Will damit sagen, der jugendliche Charme ist nicht von Dauer. Will sagen, der Zahn der Zeit knabbert an Allen von uns herum. Auch wenn wir dieses mit ein paar Cremchen und ein bisschen Turnübungen verhindern wollen, es lässt sich nur etwas hinauszögern, aber nicht verhindern. Auch wenn einige heute meinen, 50 ist das neue 30, sollte uns doch bewusst sein: Wir werden alt, und irgendwann sind wir zu Staub zerfallen. Also beginnen wir jetzt auch, diese schönen Geschichten zu erzählen von den großen Heldentaten, wie wir sie verführt haben oder wie wir selbst verführt worden sind.
Und schon sind wir bei den Geschichten, wo Tränen zurückblieben. Wie schmerzlich war doch die Erfahrung der ersten großen Liebe! Ich weiß noch genau, wie sie hieß und weiß noch genau, wie sie aussah. Sie war natürlich blond und wunderschön. Ich war verliebt - einen ganzen Sommer lang. Und am Ende dieses ersten Sommers, da wurde es gebrochen, das kleine Herzchen. Heute würde man wahrscheinlich eine WhatsApp bekommen. Damals bekam ich einen Brief, wo mir erklärt wurde, wie schade alles ist, wie es ihr leid tut, aber dass es nicht mehr geht und sie „Schluss“ macht. Und um die Sache rund zu machen, waren Flecken wie Tränen auf dem Brief. Und der Anblick dieser Tränen rührte mich so sehr, dass ich mich kaum einbekam und Mutti helfen musste. Sie brachte mir einen Weinbrand, legte liebevoll ihre mütterliche Hand auf meine Schulter und meinte: „Trink das aus!“ Und ich, immer noch in Tränen aufgelöst, zeigte auf die Tränen auf dem Brief, um ihr damit zusagen, was für ein wundervoller Mensch dieses Mädchen doch war. Aber Mutti meinte ganz pragmatisch: „Mein lieber Junge, Du musst noch viel lernen! Da macht man einfach die Finger nass und lässt Wasser aufs Papier tropfen“. Heute würde man sagen, also „Fake News“.
Das war mein Einstieg in „Love is a battlefield“, ein Hit aus den 80ern übrigens. Und ich dachte mir damals, nie nie wieder wird mir das Herz gebrochen! Aber da hatte ich die Rechnung ohne all die schönen Wirtinnen dieser Welt gemacht. Es dauerte auch gar nicht so lange. Zwar war ich schon etwas vorsichtiger, aber dann wieder volle Pulle verliebt. Und es wurde das sogenannte „erste Mal“. Und es war wieder ein Sommer, der dieses Mal zwar schon im Frühling begann, aber die ganzen Sommermonate lang anhielt. Und am Ende des Sommers meinte sie, dass einer meiner besten Kumpel wohl doch der bessere Freund für sie ist. Dieses Mal fühlte es sich so an, als ob mir jemand ein glühendes Metallstück mitten in die Rippen gerammt hätte. Somit lernte ich – zwar auf schmerzliche Weise – wie wir alle, das Leben geht natürlich weiter. Und Oma nahm ihren Enkel in den Arm, trocknete die Kulleraugen und meinte: „Alles wird gut, es folgen noch viele Herzen und Orchideen“ (die duftendste Blume aller Blumen).



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