Montag, 2. März 2020

Gedanken-Brösel: Fußball-Romantik

Oh wie schön wäre es doch, würde man bei einem Fußball-Spiel gemütlich am Rand stehen, Bratwurst und Bier in der Hand, mit dem von Oma liebevoll gestrickten Schal um den Hals, die selbstgenähte Fahne würde im Wind flattern. Man würde die Spieler anfeuern, den Schieri etwas bepöbeln und hätte eine gute Zeit. Das wäre es doch! Aber so etwas findet man inzwischen nicht mal mehr in der Kreisklasse. Und wer das nicht versteht und alten Zeiten hinterhertrauert, sollte lieber zum Kinder-Fußball gehen.

Unser geliebter Fußball ist zu einem großen Geschäft, zu einer Ware geworden. Und man kann sehr viel Geld damit verdienen. Selbst bei den Mannschaften, wo wir an das Gute glauben – kleiner Blick nach Köpenick – wird auch jeder VIP-Platz für viel Geld verscherbelt. Alle möglichen Fan-Artikel werden verkauft. Und wir sollten nicht vergessen, welche Heuschreucke dort als Sponsor dahintersteckt.

Auch beim FC-Bayern, dem mitgliederstärksten Sportverein der Welt, wo die Fans gerade wie die Wilden protestieren, wird wirklich alles verkauft. Der Verein ist eine AG, 75 % gehören dem FC Bayern München e.V., und jeweils 8,33 % besitzen die Adidas AG, die Allianz SE und die Audi AG. Der Ruhrpottverein aus Dortmund, inzwischen eine GmbH & Co. KGaA, ist als einziger Bundesliga-Club sogar an der Börse notiert.

Wenn wir das alles nicht mehr wollen, also immer höhere Ticketpreise, zeitlich ungünstige Montagsspiele, Werbung überall - selbst an Eckfahnen, überteuerte und sinnlose Fan-Artikel, dieses Fähnchen schwenken mit Musikgedudel, wenn uns das alles aus den Ohren kommt und wir die Nase voll davon haben, dann sollten wir alle für ein paar Spiele nicht mehr ins Stadion gehen. Die VIP- und Haupttribünenplätze wären trotzdem besetzt.

Menschen zu diffamieren, zu beschimpfen und zu beleidigen, das ist alles nur scheinheilig. Denn im Großen und Ganze sind wir die Konsumenten dieses Unfugs.

Aber wenn wir das alles nicht mehr mögen, wenn auch die letzten Fans nicht mehr den Weg ins Stadion nehmen, und wenn plötzlich Ruhe im Stadion ist, erst dann ändert sich was, das ist der einzige Weg.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen