Sonntag, 1. Oktober 2023

Gedanken-Brösel: ER, SIE oder so...

Manches, was neu erfunden wurde, ist gut, wie z. B. die Wasserspülung ist definitiv ein Vorteil für uns. Etwas, was relativ unnütz ist, sind Selbstbedienungs-Kassen, wozu, stellt sich mir da die Frage. Was folgt als nächstes, selber abkassieren im Restaurant?

Doch es gibt auch Dinge, die nützlich oder sinnvoll sind, aber wie eben auch Konflikte hervorbringen. Getrennte Toiletten z. B. Sicher, für Menschen, die dem Geglotze und den dummen Anmachen anderer Menschen ausgesetzt sind, eine wirklich nützliche Angelegenheit. Doch damit wurde erst die Geschlechter-Trennung zementiert. Es gibt heute Gaststätten, wo nur eine Toilette ist, und es gibt keine Diskussion. Auch stellt sich hier nicht die Frage nach einer Toilette für das dritte Geschlecht. Ein wirklicher Fortschritt meiner Meinung wäre es schon, wenn wir aufhören, uns über das Geschlecht zu definieren. Damit würden auch so sinnlose Diskussionen entfallen wie jetzt. Haben wir denn keine anderen Probleme wie eine dritte Toilette, oder warum darf man dieses dritte Geschlecht in seinen Ausweis eintragen lassen? Sollten wir doch lieber in Schulbücher investieren als in eine dritte Toilette in der der Schule? Sicher stimmt das, doch die richtige Frage lautet: Warum haben sie es nicht schon längst gemacht und in Bildung investiert? Wahrscheinlich, damit wir uns über so sinnlose Dinge aufregen wie die dritte Toilette...

Auch das Smartphone (bei uns besser bekannt als Handy) ist so eine ja-nein-Erfindung. Sicher sehr nützlich zur Kommunikation untereinander, super, auch Bilder versenden, kurz mal nachfragen, alles gute Dinge. Doch wenn wir sehen, wie abhängig wir geworden sind, ist das Handy mal nicht da, wurde es vergessen, so sind wir wie ein Junkie auf Entzug. Man braucht nur mal in verzweifelte Augen zu schauen, wenn das Bezahlen mit Handy oder Smartwatch an der Kasse nicht klappt.

Der Jahrestag unserer Wiedervereinigung ist dieses Jahr zum 33. Mal. Es war definitiv eine gute Sache, sich von der Diktatur zu lösen, wir nannten es damals den aufrechten Gang, mehr über das eigene Leben bestimmen, sich die Welt ansehen, gleichberechtigt tun sich beide Teile zusammen: „Nun wächst zusammen, was zusammengehört.“ Ein schöner Satz damals, doch hat leider nicht so funktioniert. Ost und West scheinen sich nicht wirklich nähergekommen sein, ich hab oft den Eindruck, sie sind wieder weiter auseinander gerückt, immer noch gibt es Ungleichheit in den Löhnen, selten sind Ostler in Führungspositionen bzw. werden dort genommen. Auch die Arbeitszeit ist immer noch unterschiedlich, sogar am gleichen Arbeitsort wie z. B. am Flughafen BER: Arbeiter aus dem Osten arbeiten 40 Stunden die Woche, Arbeiter aus dem Westen 37,5 Stunden. Warum, und warum lassen wir uns solch Unfug gefallen?

Auch die Frage mit der AfD im Osten: Viele meinen, sie sprechen die Sprache der kleinen Leute, kennen die Probleme im Osten besser, naja, nur merkwürdig, dass das Führungspersonal (oder sollte es Führerpersonal heißen?) aus dem Westen kommt, und viele Anhänger dieser Partei sagen doch, wir trauen dem Westen nicht. Das genau sollte man sich mal vorstellen, wenn ein Schwein unzufrieden mit dem Bauern ist, geht es ja auch nicht zum Metzger.

Wir sollten, so glaube ich, nicht immer bloß alles beklagen, sondern lieber öfter aufeinander zugehen, uns nicht für dumm verkaufen lassen. Wir lassen uns auseinander treiben, uns gegeneinander aufbringen. Dinge werden oft merkwürdig beleuchtet, z. B. wird gesagt, dass die Kosten für die Pflege zu teuer geworden sind. Grund dafür seien die hohen Lohnkosten, weil das Pflegepersonal nun teilweise Mindestlohn bekommt. Was für Unsinn, mir stellt sich da schon die Frage, warum müssen Pflegeeinrichtungen Gewinne erwirtschaften, und warum stecken da oft Fondsgesellschaften dahinter? Wieso sind diese Dinge nicht mehr in der Hand des Staates, warum ist Geld wichtiger als die Pflege unserer Menschen?

Liegt es wirklich an der Geldgier, die wir alle in uns tragen? Sicher, denn alle wissen wir, das Glück nicht käuflich ist, dennoch würden wahrscheinlich viele das Geld nehmen, wenn sie die Wahl hätten. Keine andere Spezies auf diesem Planeten bekämpft sich gegenseitig so sehr wie wir. Wir sehen zu oder eben weg, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken, beschimpfen Flüchtlinge, weil sie ihr Land verlassen haben aus Angst, man könnte uns ja etwas vom schönen billigen „Kaffee“ wegnehmen. Doch ist es nicht auch einer der Gründe, weil der Kaffee so günstig bei uns ist, das woanders Menschen ihr Land verlassen oder Menschen dort den Boden ausbeuten müssen, damit wir hier Batterien für unsere schönen E-Autos haben, damit wir denken, dass wir nun umweltbewusst sind. Wir spülen unsere alten Gläser aus, damit wir schön umweltbewusst sind, fahren dann 100 km mit unserem Auto in der Gegend rum und wundern uns, dass der Wald stirbt, wir wissen alle, dass wir uns dumm benehmen, aber schauen lieber weg oder eben lieber Schlagersendung im Fernsehen.

Ich könnte ewig so weiterschreiben, es würde auch nichts ändern. Es besteht eher die Gefahr, dass man ausgelacht wird oder als Meckerer verhöhnt bzw. als Verschwörer gesehen wird. Also machen wir alle so weiter, sehen weg und genießen alles, bis eben knallt! Und vielleicht kommt ja dann die Erkenntnis, aber wahrscheinlich kommt eher noch einmal ein Virus und hilft uns, alles besser zu sehen. Dennoch: Ich glaube irgendwie immer noch daran, dass es schön ist, dieses Leben! Und wir können auch anders, wir müssen eben nur aufhören, uns über Geschlechter und Hautfarbe zu definieren. Reichen wir uns die Hände sind gut zueinander. Lassen wir uns nicht für dumm verkaufen.



1 Kommentar:

  1. Ich freue mich immer, deine Brösel zu lesen, und bin dann wieder voller Erwartung auf den nächsten. Weiter so. Lg. Kerstin

    AntwortenLöschen