Naja, das mag ja jetzt alles ein wenig dick aufgetragen oder
weit hergeholt klingen. Aber: Schwuppdiwupp, nun sind sie da, die Helden meiner
Jugend! Obwohl der Begriff „Helden“ vielleicht etwas zu hoch gegriffen scheint,
Bewunderung tut es wohl auch. Und da drängt sich schon mal eine Frage ins
Gehirn und vom Gehirn auf die Zunge: Wer oder was sind eigentlich Helden?
Oftmals wird damit ja dieser Typ Mensch gemeint, der irgendwelche heroischen
Taten begangen hat. Das stimmt wohl, aber jeder Mensch hat doch auch seine
eigenen Helden, und sind wir nicht ebenso alle für Irgendjemanden ein kleiner
Held?
Wie sang einst Mister David Bowie (und Dave Gahan jetzt): Wir
können Helden sein, nur für einen Tag!
Klar kann man sagen, es gibt immer viele unbekannte Helden,
zum Beispiel bei der Feuerwehr, im Krankenhaus oder bei der Polizei. Ja, auch
Krankenschwestern sind Heldinnen. Natürlich ist der Chirurg ein Held, doch nur,
wenn die Putzfrau vorher ihre Arbeit richtig getan hat. Und da gibt es auch
nichts zu beschönen!
In Wahlkampfzeiten werden diese Klischees natürlich gern
bedient, aber danach wird schnell vergessen, dass auch diese Helden eine gute
Entlohnung verdienen. In diesem heldenhaften Kampf jagen sie Verbrecher, retten
Menschenleben, pflegen hilfsbedürftige, kranke, alte und junge Menschen. Und wir
dürfen nicht vergessen, auch Lehrer sind Helden. Sie geben sich tagein, tagaus
viel Mühe, den Kindern die Welt zu erklären und nützliches Wissen beizubringen.
Natürlich sind auch (fast) alle Eltern Helden, keine Frage.
Aber ich schweife gerade etwas ab. Meine Helden, was sind das
für Menschen, ohne die ich wohl überhaupt nichts wäre im Leben?
C.B. zum Beispiel ist nicht nur ein Held für mich. Ich kenne
ihn seit meiner Jugendzeit, er war damals und ist immer noch ein sehr guter
Freund, und das nun schon seit 35 Jahren. Ein Freund, auf den ich maßgeblich
höre, der mich auch mal maßregeln darf, der mir schon so einige wegweisende
Sätze mitteilte. Das klingt manchmal wie ein Oberlehrer, aber ohne diese Sätze
wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Da gibt es C.L., die mir mit
unaufgeregter, besonnener Liebe gegenübersteht, mit Unvoreingenommenheit die
Welt erklärt und wie sie aussieht. Und welche dennoch den Spaß an der Freude
nicht verliert, welche auch jeden Tag das Leben mit einem Lächeln versüßt. Und K.P.,
die mit ihrer ruhigen und übersichtlichen Art immer noch das Letzte aus mir
herauskitzelt, die mich dazu animiert, Dinge zu machen, von denen ich vorher nur
geträumt habe, welche ich ohne diese Anstupser niemals gemacht hätte und welche
mit ihrer bedachtsamen Art auch hin und wieder dafür sorgt, dass ich auf den
Boden der Tatsachen zurückkomme und nicht abhebe. Sie bringt mich erst dazu, zu
starten und abzuheben und sorgt dann dafür, dass ich in einen ruhigen Flug
übergehe.
Aber da gibt es noch ganz andere Menschen. Da ist C.S., die
auf dem Weg des Sexuellen einige Dinge aus mir herausgekitzelt hatte, die ich
vorher nie getan hätte, die mich ermutigte, Sachen zu tun, welche ich nur aus
Filmen kannte. Die sagte, geh ruhig mal einen Schritt weiter! Dann ist da K.G.,
die eine Person, die es schaffte, dass ich mich für guten Wein und noch mehr für
Kultur interessierte, eine Person, die es schaffte, dass ich meine Augen
intensiver auf das Kulturelle und Schöne im Leben richtete, was nicht bedeutet,
dass ich das vorher nicht auch schon gemacht hätte. Und V.E. tritt mir jeden
Tag, aber auch wirklich jeden Tag, mit lustigem schwarzem Humor gegenüber und ermutigte
mich in seiner intellektuellen Weise dazu, nicht nur Dinge zu schreiben,
sondern diese auch einem Publikum vorzutragen. J.W. zeigte mir, dass das politische
Leben und Denken nicht nur in Schubfächer gepackt gehört. Sondern man sollte hier
und da auch einen Schritt abseits der eingefahrenen Strukturen gehen und sich
ruhig mal die Meinung von Andersdenkenden anhören, bevor man diese gleich in
Schubladen steckt. Und sie zeigte mir, dass es kein Problem ist, auch mal
anzuecken.
Und so denke ich, wohl jeder hat seine persönlichen Helden,
die wichtig sind für das Leben und das Sein, welche uns und mich tagtäglich ein
Stück begleiten, ein Stück teilhaben und einfach für einen da sind. Somit
werden aus den persönlichen Helden nicht nur Helden, sondern auch Freunde,
beste Freunde, verlässliche Partner im Hier und Jetzt. Und am besten ist es
noch, wenn man das schafft, wenn andere einem das Gefühl geben, selbst ein
kleiner Held zu sein. Und darum, liebe Leserinnen und Leser, seid nett
zueinander! Wir sind nur Gast auf dieser Welt, und es wäre sträflich, gehen zu
müssen, ohne die eigenen Helden gehabt zu haben!
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