Dienstag, 30. Juni 2020

Gedanken-Brösel: Westgeld!!!!

Vor 30 Jahren, am 1. Juli 1990, da war es soweit: Der „Osten“ bekam Westgeld. Was haben wir uns gefreut, endlich all die schönen bunten Sachen kaufen zu können: Videorecorder, Pornos etc. und überteuerte Gebrauchtwagen.

Tage und Wochen vorher mussten wir anstehen an der Sparkasse, Sparbücher bzw. Konten einrichten, denn Erwachsene konnten 4000 Mark Ost in 4000 Mark West tauschen. Darüber war der Kurs 1:2, bei Kindern konnte man 2000 Mark Ost zu 2000 Mark West wechseln, bei Rentnern waren es 6000 Mark im Kurs 1:1. Wer nicht genug Ostmark hatte, nahm von anderen Leuten, die zu viel hatten, Geld auf sein Konto. Dafür bekam man 100 DM für 1000 DM als Belohnung, wenn man diese für jemanden getauscht hatte. Und so manch ein „Westler“ suchte sich einen „Ostler“ und gab ihm auch Geld zum Tauschen. Denn einige Menschen hatten ja in den Wochen davor schon Ostmark bekommen, weil sie DM im Kurs bis 1:10 getauscht hatten (was damals durchaus üblich war).

Die Währungsunion schaffte viel Raum für Spekulanten, einige Leute konnten gut Kasse machen. Wir „Ostler“ aber (viele von uns) wollten endlich bloß mal richtig einkaufen. Blöderweise haben wir nun kaum noch unsere eigenen Marken gekauft. Nur wenige Menschen wollten die Waren kaufen, die sie selbst noch hergestellt hatten, wie z. B. die Foron-Kühlschränke. Der erste FCKW-freie war ein echt gutes Produkt, was normalerweise Marktführer hätte werden können. Aber der Kühlschrank kam aus dem Osten, und den großen westdeutschen Herstellern war das ein Dorn im Auge, und so war es bei vielen Ostprodukten.

Noch schlimmer aber war, dass mit der Währungs- und Sozialunion auch das „Altschulden-Gesetz“ in Kraft trat. Das bedeutete, dass auf einmal viele Kommunen und Bezirke irre Schulden hatten wegen dem Wohnungsbau, denn dieser war mit Krediten in der DDR finanziert, und das wurde jetzt umgelegt. Auch viele Betriebe hatten auf einmal Riesenschulden (z. B. EKO Stahl). In der DDR war es so geregelt, dass die Betriebe 87% ihres Gewinns an den Staat abführen mussten. Gleichzeitig konnten sie sich aber über die Staatsbank der DDR Kredite nehmen für ihre Betriebe. Die Staatsbank gab es jetzt aber nicht mehr, und die Betriebe hatten auf einmal riesige Schulden. Und so geschah es, dass Banken (der alten Bundesrepublik) am meisten von der Währungsunion profitierten. Man spricht da heute von 72 Milliarden. Es sind wohl immer die Banken, die am Ende gewinnen, so war es in der Finanz-Krise, so war es ja auch in der Griechenland-Krise.

Sicher ist aber auch, es musste damals etwas geschehen. Denn viele Menschen gingen auf die Straße mit Spruchbändern wie „Kommt die D-Mark nicht zu uns, gehen wir zu ihr“, und mal ehrlich: Wir wollten sie ja haben. Sicher, mit dem Wissen von heute würden wir alle, Ost wie West, anders handeln. Aber wer weiß heute schon, was morgen sein wird. Und das Einkaufen tat auch für eine Weile gut. Wir konnten nun auch reisen bzw. diese Reisen bezahlen. Denn Weltanschauung kommt auch von Welt anschauen, und es ist nie alles schlecht.

Bleibt gesund!




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