Was
ist eigentlich aus Weihnachten geworden? Das ist eine Frage, die ich mir
wirklich schon seit Jahren stelle. Eigentlich sollten es doch besinnliche,
ruhige und friedliche Feiertage sein. Aber nein, nun wird man sogar schon ab
Ende August darauf eingestimmt, wenn Aldi die ersten Lebkuchen präsentiert. Und
ganz gleich ob man will oder nicht, der Stress beginnt. Spätestens im September
gibt es die ersten Fragen, wer wann wo mit wem feiert. Die ersten Gaststätten
preisen ihre Weihnachtsangebote an und bitten um Reservierungen, als ob dann zu
den Weihnachtstagen alle Restaurants vor Überfüllung geschlossen wären. Wir
haben in Berlin so viele Gaststätten, da kann ich mir kaum vorstellen, dass
diese zum Weihnachtsfest alle zur gleichen Zeit belegt sind.
Dann
schleppt man sich durch die Monate September und Oktober und versucht, so gut
es geht, das kommende Weihnachtsfest zu ignorieren. Spätestens im November hat
es uns aber eingeholt. Erste Händler schreiben Einladungen zu Weihnachtsfeiern
oder Tannenbaumschlagen. Die Versicherungen und Krankenkassen melden sich mit
Angeboten zum Wechseln. Spätestens jetzt merken auch die Letzten, das Jahr geht
zu Ende, die Hektik beginnt. Viele Menschen rennen dann gestresst wie kleine
Einkaufszombies durch die Geschäfte.
Dann
kommt auch bald die glückliche Verheißung, die da heißt: Advents-Shopping. Die
Leute kaufen ein, als würde es morgen nichts mehr zu essen geben oder eine
Hungersnot bevorstehen, als ob am nächsten Tag alle Lebensmittel nach Aleppo
geschickt würden. So habe ich aber mehr Angst, dass sie an Weihnachten eher an
Übergewicht sterben werden. Auch unsere Technikläden sind vollgestopft mit
einkaufswütigen Menschen, wobei ich mich frage, wieviel Fernseher verkraftet
eigentlich ein Haushalt? Von Besinnlichkeit gibt es da keine Spur.
Und
alle Mitmenschen werden nach den Feiertagen wieder sagen: Nächstes Jahr wird
alles anders, ohne Hektik und Stress, mit mehr Gelassenheit. Aber es wird
vermutlich eher noch schlimmer. Dieser Irrsinn fängt ja schon mit dem
Nikolaus-Tag an. Was ist eigentlich aus der guten alten Orange und dem Apfel
geworden, welche früher im Stiefel steckten? Nein, diese wurden hübsch abgelöst
von iPod und Co., sogar bis zur ganzen Play--Station geht es. Kleinigkeiten
sind das jedenfalls nicht mehr.
Auch
wenn sich das jetzt so anhört, als würde ich einen mahnenden Finger erheben und
reden wie ein Besserwisser: Ich bin natürlich auch ein Teil dieser Welt und
mache den Irrsinn (bedingt) mit. Doch wäre es nicht schöner, ein gutes Essen
vorzubereiten, sich dann dazu mit Freunden zu treffen und vielleicht noch einen
alten blöden Film oder ein gefühlt schon hunderte Male gesehenes
Weihnachtsmärchen anzuschauen? Daran hat man doch mehr Freude als an
unliebsamen Geschenken, welche dann im nächsten Jahr beim Schrottwichteln auf
dem Gabentisch stehen. Ist nicht oft weniger mehr? Schaffen wir es, uns wieder
zurückzubesinnen?
Ich
habe beschlossen, gute Freunde einzuladen und ein Essen zu kochen. Natürlich
freue ich mich über Geschenke, aber mehr über wirkliche Kleinigkeiten als über
irgendeinen Wahnsinn. Ich für meinen Teil bin dafür, mindestens zwei Gänge
zurückzuschalten, lieber für mehr Lächeln zu sorgen und mehr Zeit zu schenken.
Und wenn man mehr Stunden gemeinsam verbringt, kann man getrost das
Advents-Sonntags-Shopping wegfallen lassen. Auch die Verkäuferinnen hätten dann
weniger Stress, sogar der Straßenverkehr wäre entspannter. Und das Flackern der
bunten Lichter hätte dann wirklich eine beruhigende Auswirkung und wäre nicht
mit Gedanken an Einkaufstrubel verbunden.
Also,
liebe Liebenden, schaltet mindestens einen Gang zurück, genießt die
Vorweihnachtszeit und das Leben und verschenkt jeden Morgen ein Lachen, lasst
Euch nicht hetzen!
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