Mittwoch, 7. Dezember 2016

Brösel-Blog, Folge 37: Weihnachten, Weihnachten, Weihnachten – alle Jahre wieder

Was ist eigentlich aus Weihnachten geworden? Das ist eine Frage, die ich mir wirklich schon seit Jahren stelle. Eigentlich sollten es doch besinnliche, ruhige und friedliche Feiertage sein. Aber nein, nun wird man sogar schon ab Ende August darauf eingestimmt, wenn Aldi die ersten Lebkuchen präsentiert. Und ganz gleich ob man will oder nicht, der Stress beginnt. Spätestens im September gibt es die ersten Fragen, wer wann wo mit wem feiert. Die ersten Gaststätten preisen ihre Weihnachtsangebote an und bitten um Reservierungen, als ob dann zu den Weihnachtstagen alle Restaurants vor Überfüllung geschlossen wären. Wir haben in Berlin so viele Gaststätten, da kann ich mir kaum vorstellen, dass diese zum Weihnachtsfest alle zur gleichen Zeit belegt sind.

Dann schleppt man sich durch die Monate September und Oktober und versucht, so gut es geht, das kommende Weihnachtsfest zu ignorieren. Spätestens im November hat es uns aber eingeholt. Erste Händler schreiben Einladungen zu Weihnachtsfeiern oder Tannenbaumschlagen. Die Versicherungen und Krankenkassen melden sich mit Angeboten zum Wechseln. Spätestens jetzt merken auch die Letzten, das Jahr geht zu Ende, die Hektik beginnt. Viele Menschen rennen dann gestresst wie kleine Einkaufszombies durch die Geschäfte.

Dann kommt auch bald die glückliche Verheißung, die da heißt: Advents-Shopping. Die Leute kaufen ein, als würde es morgen nichts mehr zu essen geben oder eine Hungersnot bevorstehen, als ob am nächsten Tag alle Lebensmittel nach Aleppo geschickt würden. So habe ich aber mehr Angst, dass sie an Weihnachten eher an Übergewicht sterben werden. Auch unsere Technikläden sind vollgestopft mit einkaufswütigen Menschen, wobei ich mich frage, wieviel Fernseher verkraftet eigentlich ein Haushalt? Von Besinnlichkeit gibt es da keine Spur.

Und alle Mitmenschen werden nach den Feiertagen wieder sagen: Nächstes Jahr wird alles anders, ohne Hektik und Stress, mit mehr Gelassenheit. Aber es wird vermutlich eher noch schlimmer. Dieser Irrsinn fängt ja schon mit dem Nikolaus-Tag an. Was ist eigentlich aus der guten alten Orange und dem Apfel geworden, welche früher im Stiefel steckten? Nein, diese wurden hübsch abgelöst von iPod und Co., sogar bis zur ganzen Play--Station geht es. Kleinigkeiten sind das jedenfalls nicht mehr.

Auch wenn sich das jetzt so anhört, als würde ich einen mahnenden Finger erheben und reden wie ein Besserwisser: Ich bin natürlich auch ein Teil dieser Welt und mache den Irrsinn (bedingt) mit. Doch wäre es nicht schöner, ein gutes Essen vorzubereiten, sich dann dazu mit Freunden zu treffen und vielleicht noch einen alten blöden Film oder ein gefühlt schon hunderte Male gesehenes Weihnachtsmärchen anzuschauen? Daran hat man doch mehr Freude als an unliebsamen Geschenken, welche dann im nächsten Jahr beim Schrottwichteln auf dem Gabentisch stehen. Ist nicht oft weniger mehr? Schaffen wir es, uns wieder zurückzubesinnen?

Ich habe beschlossen, gute Freunde einzuladen und ein Essen zu kochen. Natürlich freue ich mich über Geschenke, aber mehr über wirkliche Kleinigkeiten als über irgendeinen Wahnsinn. Ich für meinen Teil bin dafür, mindestens zwei Gänge zurückzuschalten, lieber für mehr Lächeln zu sorgen und mehr Zeit zu schenken. Und wenn man mehr Stunden gemeinsam verbringt, kann man getrost das Advents-Sonntags-Shopping wegfallen lassen. Auch die Verkäuferinnen hätten dann weniger Stress, sogar der Straßenverkehr wäre entspannter. Und das Flackern der bunten Lichter hätte dann wirklich eine beruhigende Auswirkung und wäre nicht mit Gedanken an Einkaufstrubel verbunden.


Also, liebe Liebenden, schaltet mindestens einen Gang zurück, genießt die Vorweihnachtszeit und das Leben und verschenkt jeden Morgen ein Lachen, lasst Euch nicht hetzen!



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