Mittwoch, 10. Juli 2019

Gedanken-Brösel, Folge 21-2019: Immer ein Genörgel und Gemecker!

Sind wir wirklich ein Volk von lauter Griesgramen, Nörglern, Meckerern, kleinen Besserwissern? Manchmal glaube ich das schon. Egal, welche Vorschläge von oben kommen, es wird erst einmal gemeckert. Immer wird ein Haar in der Suppe gesucht. Selten wird erstmal das Positive gesehen.

Picken wir uns ein Beispiel heraus: Verkehrspolitik. Ich sage es gleich vorneweg, ich bin kein großer Fan vom Scheuer-Lappen (kleines Wortspiel). Sicher hat unser Verkehrsminister schon viel Blödsinn herausposaunt, wenn wir allein zur Maut schauen oder zu den Diesel-Abkommen mit den Autokonzern, alles sehr mysteriös, alles sehr zu hinterfragen. Jetzt aber mal ein großes Lob, Herr Scheuer will Fahrradfahren in Deutschland attraktiver und sicherer machen, er setzt sich für neue Mobilitätsformen wie Elektro-Tretroller, für den Bau von Radwegen, für eine bessere, am besten lückenlose Radinfrastruktur ein. Und schon geht das Genörgel los. Es sind ja nicht genug Radwege da, es gibt ja nicht genug Ladestationen usw. Aber vielleicht sollten wir hin und wieder einfach anfangen, die Dinge, die schon da sind, zu benutzen, das wäre doch sinnvoll. Natürlich steht dabei immer an vorderster Front die gegenseitige Rücksichtnahme, das gilt für Fahrradfahrer, Elektro-Rollerfahrer, Motorradfahrer, Autofahrer, Fußgänger gleichermaßen.

Auch finde ich den Vorschlag des Verkehrsministers, das Fahren von leichten Krafträdern der Klasse A1 mit bis zu 125 Kubikzentimetern Hubraum und bis zu 15 PS ohne zusätzliche Führerschein-Prüfung zu ermöglichen, sehr gut – das nimmt bestimmt etwas Druck aus dem überlasteten Straßenverkehr. Ich glaube nicht, dass die Fahrer dann wie wahnsinnig durch die Gegend brettern werden, zumal ja viele Menschen auch Motorroller haben, und man sieht jetzt nicht ständig kaputte Motorroller an der Straße und halbtote Leute im Straßengraben. Auch hier, so finde ich, ist die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer enorm wichtig. Und noch eine Anmerkung: Die dreirädrigen Motorroller kann man sowieso schon fahren, diese haben oft mehr als 50 PS und schaffen auch mehr als 120 km/h.

Ein gleicher Vorschlag in die richtige Richtung: Der Berliner Bürgermeister hat sich jetzt einmal was aus Wien abgeschaut und will ein Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr für 365 € anbieten, also 1 € pro Tag! Eine gute Idee, finde ich, um ein paar mehr Leute in die Bahn zu bekommen. Und schon kräht es aus Bussen, Bahnen, Straßen heraus: Ach nee, die Bahnen sind doch jetzt schon übervoll… Ich glaube nicht, dass, wenn sich jetzt der eine oder andere Bürger so ein Jahresticket kauft, gleich der ganze öffentliche Verkehr zusammenbrechen wird. Und wenn mehr Leute das Ticket nutzen, erreichen sie auch einen kleinen Druck auf den Ausbau der öffentlichen Verkehrswege. Auch hier gilt es, einfach mal anzufangen, zu testen was geht und nicht gleich loszumeckern. Der Blick über den eigenen Tellerrand ist nicht schädlich, man kann ruhig mal nach anderen Ländern schauen und das Beste herauspicken, man muss das Rad nicht neu erfinden.

Darum meine ganz persönliche Meinung: Man sollte ruhig hin und wieder mal was ausprobieren, bevor man rumnörgelt, was alles nicht geht – das weiß man erst, wenn man es wirklich selbst mal gemacht hat!



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