Picken
wir uns ein Beispiel heraus: Verkehrspolitik. Ich sage es gleich vorneweg, ich
bin kein großer Fan vom Scheuer-Lappen (kleines Wortspiel). Sicher hat unser
Verkehrsminister schon viel Blödsinn herausposaunt, wenn wir allein zur Maut
schauen oder zu den Diesel-Abkommen mit den Autokonzern, alles sehr mysteriös,
alles sehr zu hinterfragen. Jetzt aber mal ein großes Lob, Herr Scheuer will
Fahrradfahren in Deutschland attraktiver und sicherer machen, er setzt sich für
neue Mobilitätsformen wie Elektro-Tretroller, für den Bau von Radwegen, für
eine bessere, am besten lückenlose Radinfrastruktur ein. Und schon geht das
Genörgel los. Es sind ja nicht genug Radwege da, es gibt ja nicht genug
Ladestationen usw. Aber vielleicht sollten wir hin und wieder einfach anfangen,
die Dinge, die schon da sind, zu benutzen, das wäre doch sinnvoll. Natürlich
steht dabei immer an vorderster Front die gegenseitige Rücksichtnahme, das gilt
für Fahrradfahrer, Elektro-Rollerfahrer, Motorradfahrer, Autofahrer, Fußgänger
gleichermaßen.
Auch
finde ich den Vorschlag des Verkehrsministers, das Fahren von leichten
Krafträdern der Klasse A1 mit bis zu 125 Kubikzentimetern Hubraum und bis zu 15
PS ohne zusätzliche Führerschein-Prüfung zu ermöglichen, sehr gut – das nimmt
bestimmt etwas Druck aus dem überlasteten Straßenverkehr. Ich glaube nicht, dass
die Fahrer dann wie wahnsinnig durch die Gegend brettern werden, zumal ja viele
Menschen auch Motorroller haben, und man sieht jetzt nicht ständig kaputte
Motorroller an der Straße und halbtote Leute im Straßengraben. Auch hier, so
finde ich, ist die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer enorm
wichtig. Und noch eine Anmerkung: Die dreirädrigen Motorroller kann man sowieso
schon fahren, diese haben oft mehr als 50 PS und schaffen auch mehr als 120
km/h.
Ein
gleicher Vorschlag in die richtige Richtung: Der Berliner Bürgermeister hat
sich jetzt einmal was aus Wien abgeschaut und will ein Jahresticket für den
öffentlichen Nahverkehr für 365 € anbieten, also 1 € pro Tag! Eine gute Idee,
finde ich, um ein paar mehr Leute in die Bahn zu bekommen. Und schon kräht es
aus Bussen, Bahnen, Straßen heraus: Ach nee, die Bahnen sind doch jetzt schon
übervoll… Ich glaube nicht, dass, wenn sich jetzt der eine oder andere Bürger
so ein Jahresticket kauft, gleich der ganze öffentliche Verkehr zusammenbrechen
wird. Und wenn mehr Leute das Ticket nutzen, erreichen sie auch einen kleinen
Druck auf den Ausbau der öffentlichen Verkehrswege. Auch hier gilt es, einfach
mal anzufangen, zu testen was geht und nicht gleich loszumeckern. Der Blick
über den eigenen Tellerrand ist nicht schädlich, man kann ruhig mal nach
anderen Ländern schauen und das Beste herauspicken, man muss das Rad nicht neu
erfinden.
Darum
meine ganz persönliche Meinung: Man sollte ruhig hin und wieder mal was
ausprobieren, bevor man rumnörgelt, was alles nicht geht – das weiß man erst,
wenn man es wirklich selbst mal gemacht hat!
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