Seitdem
es diese merkwürdigen sozialen Medien gibt (ich weiß immer noch nicht, was
daran sozial sein soll) gibt es neue Berufe, Influencer, klingt wie eine
Krankheit. Heute kommen mir ganz normale Menschen daher und behaupten, sie
seien Influencer. Leute, die sich den ganzen Tag lang rumtreiben, irgendwelche
Bilder in die Welt setzen, damit es jeder Mensch weiß. Man geht ja auch nicht
mehr normal laufen oder joggen. Nein, die ganzen Erdenbürger fotografieren sich
vorher, während und nach dem Lauf, da steht dann: Geschafft! Wer will das
wissen und warum? Natürlich gibt’s auch einige gute Tipps, das eine oder andere
Konzert, ein gutes Restaurant, eine interessante Ausstellung. Aber wenn wir
ehrlich sind (ich bin da eingeschlossen), vieles von diesem Rumgeknipse ist nur
Bullshit.
Ich bin
lieber dafür, selber mal was zu machen anstatt dauernd zu fotografieren. Es ist
ja nicht mehr so, dass Menschen in Restaurants miteinander reden. Nein, da
hämmern sie erstmal wie ein Specht im Baum auf das Smartphone ein: Ich sitze
gerade mit xxx und esse xxx, war nicht gut bei Pedro, habe Durchfall – wer will
das wissen und warum?
Ich
habe festgestellt, diese Dinge rauben uns die Momente, kosten uns die Zeit und
tun nichts für ein soziales Miteinander. Es war bestimmt mal eine gute Idee mit
den sozialen Medien, aber sie sind verkommen zu einer Werbe- und
Knips-Knips-Einrichtung. Und es macht leider süchtig, irgendwie sind wir fast
alle betroffen, 90 Prozent der Menschen, denke ich. Insgeheim bewundere ich die
Leute, die diesem ganzen Quatsch abgeschworen haben, einfach das Smartphone
abgeschafft, weg aus Facebook, nur noch ein „normales“ Telefon, es geht!
Natürlich
will ich die Technik nicht verteufeln, natürlich ist die Technik auch
hilfreich, z. B. wenn man in einer fremden Stadt die Straßen nicht kennt – aber
der Blick in eine Karte ist auch nicht schlimm, und man kann ja lesen, bevor
man eine Reise antritt oder mal jemanden nach dem Weg fragen, und alles wird
gut.
Doch viele
Menschen kriegen Panik, wenn sie mal einen Netzausfall erleben, oh ein
Funkloch, man kann nicht ins Internet und die erste Schnappatmung setzt ein.
Aber es geht auch so, man kann ja miteinander sprechen. Man muss keine Angst
haben, wenn man mal 5 Minuten keine Nachricht auf Facebook erhalten hat – das
Leben geht in der Tat weiter! Darum mein Rat und Wunsch, lasst uns lieber mehr
miteinander reden oder mal telefonieren, das ist nicht schlimm!
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