Ich dachte, es wäre Liebe,
aber ich stellte fest, dass ich nur Hunger hatte. Aber Hunger ist ja
bekanntlich auch eine Form der Liebe – man sagt ja nicht ohne Grund, Liebe geht
durch den Magen. Und sich an einem guten Essen zu erfreuen, kann schließlich ein
Genuss sein. Leider war es bei mir aber nicht so einfach.
Dabei geht es mir wie so
vielen anderen Menschen. Wir sind auf der Suche nach der großen Liebe und den Schmetterlingen
im Bauch. Nach dem Kribbeln, der Unruhe und dem Zittern am Morgen, wenn man
denkt, die Minuten vergehen wie Stunden - wann sehe ich endlich die Liebste/den
Liebsten wieder? Man bringt keine normalen Sätze zustande, man hat Herzrasen, man
sieht die Sonne hinter den Regenwolken, und es kribbelt, kribbelt, kribbelt.
Doch bedauerlicherweise
hält dieses Gefühlt nicht immer so lange an, und wir vermissen es dann. Einige
Menschen schaffen es ja, eine ordentliche Portion davon in den Lebensalltag zu
retten. Meine Eltern z. B. sind so ein positives Beispiel davon. Selbst nach 50
Jahren Ehe und noch mehr gemeinsam verbrachten Jahren gehen sie Hand in Hand
über die Straße und küssen sich. Ich bekomme dabei feuchte Augen und einen
wehmütigen Blick – das hätte ich auch gern. Bitte packen Sie es mir zum
Mitnehmen ein!
Dummerweise habe ich so
eine glückliche Beziehung nicht hinbekommen. Was blieb, sind Narben ohne Ende
auf der Seele. Es ist noch nicht lange her, da hatte ich eine Beziehung, und
diese war gut. Aber für die eine große Liebe hatte ich alles aufgegeben und
geopfert, wenn man so will. Das Konto wurde geplündert, die gerade erst
bezogene Wohnung in Brand gesteckt. Für diese eine Frau, welche ich schon ewig
im Auge hatte, aber dachte, dass ich bei ihr nie eine Chance haben würde,
schmiss ich alles hin. Und dann war es zurück, das Kribbeln im Bauch, die Welt
drehte sich im Kreis. Doch je mehr Zeit verging, umso mehr ich mich hineinsteigerte
und in die Beziehung investierte, blieben die verliebten Gefühle. Das Kribbeln
und die Schmetterlinge im Bauch gingen nicht weg.
Irgendwann stellte ich
fest, dass es auch eine Art Hunger war – ein Hunger und Schrei nach Liebe und
geliebt werden. Kein Wunder, ich aß ja kaum noch etwas, weil ich ständig von
meinen Gefühlen übermannt wurde, von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt,
wenn die Liebste mir absagte - und das oft innerhalb von wenigen Minuten. Meine
Freunde beklagten sich schon, dass ich immer unangenehmer und übellauniger
wurde. Es folgte eine Zeit der Selbstzweifel. Bin ich denn nicht fähig zu lieben?
Kann ich es denn wirklich nicht? Ist es die sogenannte Strafe für gebrochene
Herzen in der Vergangenheit, für mein nicht immer nettes Benehmen auf dem
Schlachtfeld der Liebe? Und so trotte ich vor mich hin und bin wieder auf der
Suche nach der Liebe. Dabei stelle ich fest, man verkrampft mehr und mehr, die
Leichtigkeit geht verloren. Eigentlich ist es an der Zeit, wieder zu sagen: Nanu,
es ist ja gar kein Hunger? Ich bin verliebt!
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