Neulich hatte ich ein Gespräch mit einer lieben Frau, welche ich sehr schätze. Wir sprachen über dies und jenes, und auf einmal fiel mir ein, dass ich ihren Vornamen wirklich sehr mag. Daraufhin stellte ich fest, dass man sich eigentlich gegenseitig nur noch wirklich selten mit dem Vornamen anredet. Guten Freunden gibt man meist Spitz- oder Kosenamen, und mit der Zeit geht es soweit, dass man sich selbst kaum noch erinnert, wie denn eigentlich der bürgerliche Name korrekt lautet.
Da stellt sich mir die
Frage, warum sollten wir uns denn nicht wieder beim Namen nennen, was ist so
unangenehm daran? Was ist passiert, dass wir uns kaum noch namentlich anreden?
Je mehr ich darüber sinniere, umso mehr Menschen fallen mir ein, welche mich
ebenfalls schon lange nicht mehr mit dem Vornamen angesprochen haben. Selbst
die Eltern tun das nicht, oft hört man sie sagen: „Lieber Sohn oder liebes
Töchterlein, mein Kindchen“ aber dass er/sie Sohn/Tochter/Kind sind, wissen sie
doch selbst. Und wie hieß es in der Schule: „-chen und -lein machen große Dinge
klein.“
Sicher zeugen Kosenamen
oder Spitznamen von einer gewissen Vertrautheit, die Menschen sind einem ans
Herz gewachsen. Aber warum
nicht mal wieder den guten Vornamen benutzen? Die meisten Vornamen sind doch von
den Eltern über Wochen und Monate mit Bedacht ausgewählt worden, größtenteils
passen sie wirklich zum Menschen.
Und hört man die Namen
Elvis, Bob, Helene, Angela, Hillary, Donald, Pippi, Gustav, ... hat man schnell
bestimmte Bilder vor Augen – mir geht es jedenfalls so. Früher wurden die
Vornamen ja oft nach bestimmten religiösen Überlieferungen oder familiären Regelungen
vergeben, z.B. bekamen die Kinder oft als Zweitnamen den Namen des Vaters, Großvaters,
der Mutter oder Großmutter. Königshäuser haben ihre eigenen Traditionen, so
werden z. B. die dänischen Könige seit über 400 Jahren entweder Christian oder
Frederik genannt. - Heute ist es wohl vor allem eine Frage des Gefallens und
guten Geschmacks. Ich weiß nicht, ob Vornamen sogar Einflüsse auf das spätere
Leben des Kindes haben können, wie man so manchmal liest. Aber ich denke schon,
dass bestimmte Vornamen auch eine gewisse Erwartung beim Gegenüber auslösen
können.
Also ich habe mir
vorgenommen, dass ich ab sofort Menschen in meiner Umgebung mit dem schönen
Vornamen anreden werde, also statt Chrissi Christian sagen, Steffen nicht
Steffie nennen und Moni mit Monika anreden.
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