Freitag, 14. Oktober 2016

Gedanken-Brösel, Folge 24: Vornamen


Neulich hatte ich ein Gespräch mit einer lieben Frau, welche ich sehr schätze. Wir sprachen über dies und jenes, und auf einmal fiel mir ein, dass ich ihren Vornamen wirklich sehr mag. Daraufhin stellte ich fest, dass man sich eigentlich gegenseitig nur noch wirklich selten mit dem Vornamen anredet. Guten Freunden gibt man meist Spitz- oder Kosenamen, und mit der Zeit geht es soweit, dass man sich selbst kaum noch erinnert, wie denn eigentlich der bürgerliche Name korrekt lautet.

Da stellt sich mir die Frage, warum sollten wir uns denn nicht wieder beim Namen nennen, was ist so unangenehm daran? Was ist passiert, dass wir uns kaum noch namentlich anreden? Je mehr ich darüber sinniere, umso mehr Menschen fallen mir ein, welche mich ebenfalls schon lange nicht mehr mit dem Vornamen angesprochen haben. Selbst die Eltern tun das nicht, oft hört man sie sagen: „Lieber Sohn oder liebes Töchterlein, mein Kindchen“ aber dass er/sie Sohn/Tochter/Kind sind, wissen sie doch selbst. Und wie hieß es in der Schule: „-chen und -lein machen große Dinge klein.“

Sicher zeugen Kosenamen oder Spitznamen von einer gewissen Vertrautheit, die Menschen sind einem ans Herz gewachsen. Aber warum nicht mal wieder den guten Vornamen benutzen? Die meisten Vornamen sind doch von den Eltern über Wochen und Monate mit Bedacht ausgewählt worden, größtenteils passen sie wirklich zum Menschen.

Und hört man die Namen Elvis, Bob, Helene, Angela, Hillary, Donald, Pippi, Gustav, ... hat man schnell bestimmte Bilder vor Augen – mir geht es jedenfalls so. Früher wurden die Vornamen ja oft nach bestimmten religiösen Überlieferungen oder familiären Regelungen vergeben, z.B. bekamen die Kinder oft als Zweitnamen den Namen des Vaters, Großvaters, der Mutter oder Großmutter. Königshäuser haben ihre eigenen Traditionen, so werden z. B. die dänischen Könige seit über 400 Jahren entweder Christian oder Frederik genannt. - Heute ist es wohl vor allem eine Frage des Gefallens und guten Geschmacks. Ich weiß nicht, ob Vornamen sogar Einflüsse auf das spätere Leben des Kindes haben können, wie man so manchmal liest. Aber ich denke schon, dass bestimmte Vornamen auch eine gewisse Erwartung beim Gegenüber auslösen können.

Also ich habe mir vorgenommen, dass ich ab sofort Menschen in meiner Umgebung mit dem schönen Vornamen anreden werde, also statt Chrissi Christian sagen, Steffen nicht Steffie nennen und Moni mit Monika anreden.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen